Menü
SUPERillu
Made with in Offenburg
© Kai Heuser
Frauenfußball

FC Viktoria Berlin: Frischer Wind für den Frauenfußball

Mit viel Leidenschaft und einer guten Marketingstrategie wollen die  „Himmelblauen“ in die erste Liga stürmen. SuperIllu besuchte den Club, den auch Promis lieben – und unterstützen.

SuperIllu gratuliert Viktoria Berlin zur Meisterschaft in der Regionalliga Nordost! Vorab trafen wir die Spielerinnen in Berlin.

Alle ziehen hier an einem Strang, sind super motiviert und haben Spaß. Das merkt man überall.

Spielerin Nina Ehegötz
© Michael Romacker
Ex-Schwimmerin Franziska van Almsick ist Investorin und Fan des Vereins.

Spektakuläres Projekt im Frauenfußball

„Plötzlich hatte ich wieder Lust, gegen den Ball zu treten. Mir war klar, wenn ich noch mal anfange, dann nur bei Viktoria“, sagt Nina Ehegötz zu SuperIllu. Seit April geht die 26-Jährige für den Regionalligisten FC Viktoria 1889 Berlin auf Torejagd. Dabei hatte die ehemalige Spielerin von Bundesligist Turbine Potsdam die Fußballschuhe im Februar 2022 bereits an den Nagel gehängt…

Wieder Lust am Rasensport bekam sie durch eines der spektakulärsten Projekte, die es im Frauenfußball je gab: Im Juli 2022 übernahmen sechs Gründerinnen, darunter Ex-Fußballerin Ariane Hingst, 43, das Frauenteam vom FC Viktoria Berlin. Das ambitionierte Ziel: Innerhalb von fünf Jahren soll die Hauptstadt endlich eine Damenmannschaft in der 1. Bundesliga haben. Der Verein soll sportlich für Furore sorgen und zu einer Marke werden, die es so im Frauenfußball noch nicht gab. Sportlich gesehen läuft es rund: Nach 24 von 26 Spieltagen steht Viktoria an der Tabellenspitze. Geschäftsführerin und Gründerin Lisa Währer: „Wir wollen über den sportlichen Erfolg und die Rahmenbedingungen versuchen, dem Frauenfußball die Aufmerksamkeit zu geben, die er verdient.“ Vom Konzept der sechs Gründerinnen, die aus Wirtschaft und Medien kommen, sind auch viele Prominente überzeugt: Ex-Schwimmerin Franziska van Almsick, 45, oder Moderatorin Dunja Hayali, 48, sind nur zwei von derzeit 87 Investorinnen (und Investoren), die das Team auf ihrem Weg unterstützen – finanziell, aber auch als Fan im Stadion Lichterfelde, wie z.B. „Tatort“-Kommissarin Ulrike Folkerts, 61.

Wir wollen dem Frauenfußball endlich die  Aufmerksamkeit geben, die er verdient.

Gründerin Lisa Währer
© Filiz Serinyel
Die sechs Gründerinnen: Tanja Wielgoß, Lisa Währer, Verena Pausder, Ariane Hingst, Katharina Kurz und Felicia Mutterer (v. l.).

Unterstützung durch großen Sponsor

Dass Frauenfußball Strahlkraft hat, daran glauben auch Unternehmen wie Douglas und Stepstone, die die Mannschaft als Sponsoren unterstützen. Der neueste Coup: Ab kommender Saison wird das Team von US-Sportartikelhersteller Nike ausgestattet. Mit der richtigen Strategie und Leidenschaft wollen die Gründerinnen den Frauenfußball verändern, ihn sichtbarer machen. Investiert wird dafür in vielen Bereichen. Lisa Währer: „Wir möchten Trainingsmöglichkeiten und Betreuung für das Team verbessern und dadurch nach und nach auch professionelle Strukturen für die Spielerinnen schaffen.“ Ganz bewusst erhalten die Spielerinnen seit dieser Saison ein Gehalt. „Uns ist im ersten Schritt wichtig, ein Zeichen der Wertschätzung zu setzen, aber auch eine Sicherheit zu geben.“ So sind die Spielerinnen durch die Gehälter über die Berufsgenossenschaft versichert.

Auch der Aufbau der Marke Viktoria soll in Zukunft weiter vorangehen. „Wir wollen einmaliges Storytelling machen, um so die benötigte Reichweite zu erlangen, die dann wiederum neue Sponsoren und Partner anlockt.“ Sich ein Team für die erste Liga zusammenzukaufen, ist für Währer und die weiteren fünf Gründerinnen ausgeschlossen. Dass der Verein durch seine gesamte Struktur ganz automatisch attraktiv für Top-Spielerinnen ist, zeigt Nina Ehegötz. Die Spielerin, die im April zu den „Himmelblauen“ stieß, ließ sich von der Energie des Vereins mitreißen: „Alle ziehen hier an einem Strang, sind supermotiviert, haben Spaß und verfolgen das Ziel, Frauenfußball sichtbarer zu machen. Das merkt man überall. Auf dem Platz, neben dem Platz. Das ist für mich als Spielerin unglaublich toll.“ Die gebürtige Dortmunderin gibt für ihr Team alles – trainiert dreimal die Woche auf dem Rasen, einmal im Kraftraum. Parallel arbeitet sie Vollzeit als Marketing-Managerin. Eine bewusste Entscheidung: „Ich möchte neben dem Platz etwas anderes machen. Für den Kopf und für die Zukunft.“

Wir haben bei Viktoria eine gute Balance aus jungen und erfahrenen Spielerinnen.

Trainer Alejandro Prieto
© Michael Romacker
Bei Heimspielen jubeln dem Team im Schnitt 700  Anhänger zu, bei Spitzenspielen sind es schon mal 1700. Viele Fans tragen den pink-blauen Vereinsschal.

Große Euphorie

Für Geschäftsführerin Lisa Währer sind die Spielerinnen das Herzstück des Vereins: „Sie sind Teil einer Vision und einer Bewegung, wie es sie aktuell nirgendwo sonst in Deutschland gibt.“ Bei Viktoria profitieren die Spielerinnen aber nicht nur vom Umfeld: „Sie bekommen von der Community eine wahnsinnige Wertschätzung und Unterstützung und sie profitieren natürlich auch von dem Netzwerk, das hinter uns allen steht.“ Derzeit sind der deutsche Frauenfußball und seine Spielerinnen so angesagt wie nie: Im März war FC Bayern-Star Lea Schüller auf dem Cover der Mode-Bibel „Vogue“. Im April sahen 38365 Zuschauer das Heimspiel des 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt – Rekord! Auch Viktoria Berlin profitiert von der Euphorie: Der Sender Sport 1 übertrug das Top-Spiel gegen Türkiyemspor Berlin im November sogar live. Währer bezeichnet solche Momente als „Meilensteine“. Die Stimmung bei den Verantwortlichen sei „mega-euphorisch“.

Sollte das Team die Meisterschaft der Regionalliga Nordost Ende Mai gewinnen, geht es im Juni in den Aufstiegsspielen gegen den Hamburger SV (Gewinner der Regionalliga Nord) um die Eintrittskarte in die Zweite Bundesliga. Lisa Währer wünscht sich, dass das Team die Chance nutzen kann. „Der Aufstieg ist kein Selbstläufer, aber wir hoffen, dass wir es dieses Jahr schon schaffen.“