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© Britta Pedersen | dpa Picture-Alliance
Interview mit Entertainer

Hape Kerkeling: Persönliches Glück und politische Verantwortung

Wir trafen den Entertainer Hape Kerkeling anlässlich seiner Sprecher-Rolle im Kinofilm „Kung Fu Panda 4“. Warum ihn diese seit jeher so beglückt, wieso er Haarspalterei und Hysterie beklagt und ob Prominente öffentlich Farbe bekennen sollten, verriet er uns.

Herr Kerkeling, Sie mögen die Figur des Pandas Po in „Kung Fu Panda“ offenbar sehr; dies ist bereits Teil vier mit Ihrer Stimme...

Als ich das damals angeboten bekam von DreamWorks, hab ich tatsächlich blind zugesagt – ohne irgendwas gesehen zu haben. Ich wusste nur: Es geht um einen Panda und um Kung Fu. Ich hatte einfach immer Lust, so was zu machen, und der Panda passte irgendwie zu mir. Ich bin meinem Schicksal noch immer dankbar, dass ich mich damals dafür entschieden habe. Denn Pos Geschichte ist so vielschichtig: philosophisch, witzig, mutig, spannend...

Synchronisieren ist eine hohe Kunst.

Absolut! Man hat die Aufgabe, jemand anderem Leben einzuhauchen, eine Seele zu geben. Das ist wirklich nicht leicht – aber wenn es dann klappt: total beglückend!

© PR
Kerkelings geliebte Filmfigur: der mutige Panda Po.

Ist es für jemanden mit Ihrem Bekanntheitsgrad schön, da komplett hinter einer Figur zu verschwinden? Man muss ganz genau hinhören, um Sie zu erkennen...

Total! Und ich stelle auch fest, dass ich als Schauspieler in der Tonkabine immer am mutigsten bin – und dadurch vielleicht auch am besten. Da kann ich mich maximal verausgaben, alles aus mir herauslassen, jede Emotion – und niemand schaut mir dabei zu, geschweige denn: filmt mich. Einfach perfekt!

In dem Film geht es auch um Freundschaft. Welchen Stellenwert hat diese in Ihrem Leben?

Ich kann meine guten Freunde an maximal zwei Händen abzählen und schätze mich sehr glücklich, diese Menschen in meinem Leben zu haben. Mit der Pflege dieser Freundschaften ist es so eine Sache. Das ist nicht immer ganz leicht, wenn man so viel unterwegs ist wie ich. Künstler haben einfach ein eher unstetes Leben; das erschwert das Ganze etwas. Aber ich bemühe mich wirklich sehr und habe verständnisvolle, tolerante Menschen um mich herum – Eigenschaften, die ich mir selbst attestieren würde, eben auch in Freundschaften. Plus: Der Freundeskreis von meinem Mann und mir ist quer über den Globus verteilt, da passt es wiederum ganz gut!

Ihr Panda Po sagt an einer Stelle im Film, dass es nie zu spät sei, das Richtige zu tun – und es geht auch um den großen, ewigen Kampf Gut gegen Böse. Lässt sich das übertragen auf das, was aktuell in unserer Gesellschaft los ist?

Ja, denn bei aller Leichtigkeit dieses Films, basiert er doch auf der Philosophie des Kung Fu und Zen. Und die bedeutet, dass man sich nicht von seinem Groll beherrschen und leiten lassen soll. Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen in unserer Gesellschaft, die rechtsradikal unterwegs sind, einen ganz großen Groll in sich tragen. Und da ist immer die Frage: Woher kommt er? Das muss nicht immer eine äußerliche Ursache haben. Daher hat die Politik auch so eine große Verantwortung: Sie darf diesen Groll nicht nähren und für ihre Zwecke nutzen. Politik darf nicht mit Hass arbeiten. Das führt immer in die Katastrophe! Und jeder, der sein Kreuzchen setzt bei einer Wahl, muss sich fragen: Warum tue ich das? Will ich mich von Groll antreiben lassen? Oder lieber von Hoffnung? Ja, ich wünsche mir, dass die Menschen sich in der Wahlkabine und im Leben für Hoffnung entscheiden – und nicht für Hass.

Sie sind ein Prominenter, der sich einmischt. Finden Sie, dass Personen des öffentlichen Lebens das grundsätzlich tun sollten, statt Neutralität zu wahren, was viele ja aus Imagegründen machen?

Wir sind ja zum Glück noch eine freie Gesellschaft, und das soll jeder halten, wie er will. Ich aber sehe es als meine Aufgabe an, als jemand, der in der Öffentlichkeit steht, mich ganz klar gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Rechtsradikalismus auszusprechen. Sie können sich nicht vorstellen, wie viel Ärger mir das einbringt, aber ich mache es trotzdem. Das ist es mir einfach wert und sollte es auch jedem sein, der wie ich nicht da landen will, wo wir schon mal waren.

„Kung Fu Panda 4“ hat neben dem philosophischen Ansatz natürlich auch eine reine Unterhaltungsebene. Für wie wichtig halten Sie das in diesen so ernsten Zeiten?

Für sehr wichtig! Jeder von uns braucht doch mal Zerstreuung, sonst dreht man durch! Ohne Ablenkung von dem ganzen Wahnsinn, der sich ja sogar noch zuzuspitzen scheint, wäre das Leben doch nicht mehr lebenswert. Zwischendurch muss man einfach mal auf einer Unterhaltungswelle rutschen: Sei es solch ein Animationsfilm oder Schlager oder, oder...

Hatten Sie als Kind eigentlich ein Vorbild, so wie Po es heute vielleicht gewissermaßen für so manch jungen Menschen ist?

Also, ich würde jetzt nicht sagen, dass „Lassie“ mein Vorbild war, aber ich sah sie immer total gern! Ein Vorbild in dem Sinne war da schon eher Pippi Langstrumpf – diese freche Göre, die sich nichts gefallen ließ. Leider gibt es rund um diese zauberhaften Geschichten ja aktuell Diskussionen, was die ,politische Korrektheit‘ der Sprache angeht. Ich versteh das auch zum Teil, aber vieles daran eben nicht. Da ist auch viel Haarspalterei und Hysterie im Spiel. Aber ganz ehrlich: Lassen Sie uns darüber jetzt nicht weiter sprechen, sonst krieg ich Puls und red mich um Kopf und Kragen.

Dann frage ich Sie lieber abschließend: Woran arbeiten Sie aktuell?

Ich schreibe ein Buch. Die Arbeit daran hatte ich damals für mein Katzenbuch unterbrechen müssen, konnte mich jetzt aber wieder dranmachen. Es erscheint Ende des Jahres. Und bevor Sie fragen: Ich kann und darf noch nichts dazu sagen (lacht); meine Managerin guckt auch schon ganz böse.

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Hape Kerkeling im Gespräch mit SuperIllu-Redakteur Björn Wolfram