Menü
SUPERillu
Made with in Offenburg
© Andreas Wetzel | SuperIllu
Jubiläum

Schleizer Dreieck: Die Rennstrecke feiert 100. Jubiläum

Auch 100 Jahre nachdem hier die ersten Wagen über den Asphalt bretterten, zieht das Schleizer Dreieck Motorsportfans in seinen Bann. Während der Jubiläumswochen bietet die Rennbahn im Osten Thüringens ein buntes Programm - und natürlich Motorsport wie zu alten Zeiten.

© Andreas Wetzel | SuperIllu
Blick auf die Start-Ziel-Gerade des Kurses in den 70er und 80er Jahren. Rechts von der Boxengasse entsteht nun ein Campingplatz.

Historische Rennstrecke feiert 100. Jubiläum

Jörg Langer steht am Fuße des alten Start-Ziel-Häuschens in Oberböhmsdorf, einem Ortsteil der Stadt Schleiz. Sein Blick wandert über den grauen Asphalt die Straße entlang, in die Richtung, wo sich mehrere Tribünen um die erste tückische Kurvenkombination winden. „Das ist schon ein einzigartiges Stück Motorsport-Geschichte, was wir hier haben“, schwärmt der 56-Jährige von der „Formel 1-Piste der DDR“: dem altehrwürdigen Schleizer Dreieck. Für den Vorsitzenden des Motorsportclubs Schleiz (MSCSchleiz), der mit 15 Jahren schon Mitglied wurde, ist dieses Jahr ein ganz besonderes, denn die historische Rennstrecke feiert ihr 100. Jubiläum.

© Andreas Wetzel | SuperIllu
Ulf Svensson und Freddy Kottulinsky aus Schweden gehörten zu den Protagonisten der legendären Formel 3-Rennen Ende der 1960er Jahre.

Schauplatz für Motorsportbegeisterte

Seit 1923 ist das traditionsreiche Dreieck in Thüringen ein Schauplatz für Motorsportbegeisterte aus aller Welt. Dabei begann die Geschichte des spektakulären Kurses gar nicht mit einem klassischen Rennen, sondern mit einer als „Brennstoffprüfung“ deklarierten Wettfahrt. Im Juni 1923 drehten auf dem Kurs zehn Autos ihre Runden. Initiator war Karl Slevogt, Chef der Apollo-Werke Apolda, einer zu dieser Zeit führenden Autofabrik. Für seine Tests suchte Slevogt nach scharfen Kurven und steilem Gefälle und wurde im kleinen Schleiz fündig. Doch statt um Sekunden ging es ihm damals um die Anzahl der zurückgelegten Kilometer. Dazu wurden die Fahrzeuge mit fünf Litern Benzin betankt und als der Tank leer war, wurden die zurückgelegten Kilometer gemessen. Der erste Schleizer Sieger hieß Huldreich Heußer. Mit einem 5 PS starken Wanderer hatte er 87,3 Kilometer geschafft.

Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Schleizer Dreieck weiter zur Rennstrecke und damit auch zu einem der Publikumsmagneten in Ostdeutschland. Zweiräder, Vierräder, einfach alles, was mit hohem Tempo und dröhnendem Motor fahren konnte, kam zum Dreieck. Der Publikumsrekord von 250000 Zuschauern an einem Wochenende wurde im Jahr 1950 aufgestellt, als die gesamtdeutsche Motorradmeisterschaft in Schleiz gastierte. Zu den populärsten Events zählten allerdings die Formel 3-Rennen in den 60er und 70er Jahren mit namhafter internationaler Beteiligung.

© Andreas Wetzel | SuperIllu
Das Team vor Ort: Der Schleizer Bürgermeister Marko Bias (l.) mit den Kolleginnen und Kollegen vom MSC Schleiz. Die zweite Vorsitzende Janine Brand (2. v. l.) kann es kaum erwarten, „endlich wieder durch die vollen Fahrerlager“ zu schlendern.

Dreieck angepasst an neue Gegebenheiten

Zwar hat der Schleizer Bürgermeister Marko Bias die Anfangszeiten nicht miterlebt, dennoch erinnert er sich nur zu gut an seine ersten Erlebnisse auf dem glühenden Asphalt. „Ich bin hier oft mit meinen Eltern hergekommen und was hier abging, war einfach unglaublich: die Motorengeräusche, der Trubel, der Benzingeruch…“, so der gebürtige Schleizer. „Es gibt kaum eine Rennstrecke, an der man so nah dran ist, wie hier in Schleiz.“

Das Dreieck ist nicht nur für seine anspruchsvolle Streckenführung und sein historisches Flair bekannt, sondern auch dafür, sich immer wieder an neue Gegebenheiten angepasst zu haben. Mit seinen 3,8 Kilometern und 14 Kurven ist die heutige Strecke nur noch etwa halb so lang wie der Rundkurs von 1923. Zum einen lag das an den aufkommenden Sicherheitsbedenken, zum anderen hatte der Motorsport in Schleiz immer wieder mit Gegenwind aus der eigenen Stadt zu kämpfen. „Viele Anwohner haben ein Problem mit der Lautstärke an den Rennwochenenden“, so Bias. „Natürlich kann es laut werden, aber es ist nun mal das Aushängeschild von Schleiz, was wir nicht aufgeben wollen.“ Inzwischen, so Bias, habe man aber einen guten Kompromiss zwischen Stadt und Bewohnern gefunden. „Wir wollen, dass alle Seiten zufrieden sind.“ Für das Jubiläumsjahr einigte man sich sogar darauf, dass statt 12 sogar 16 Renntage im Kalender stehen.

© Andreas Wetzel | SuperIllu
In dem alten Start-Ziel-Häuschen soll die Historie des Schleizer Dreiecks dargestellt werden. Der Schleizer Bürgermeister Marko Bias möchte eine Museums- und Erlebniswelt für Jung und Alt schaffen. Von außen soll der Turm wieder so aussehen wie zu DDR-Zeiten (Foto), auch dank der originalen DDR-Plakate auf den Werbeflächen .

Eröffnung eines Museums im alten Start-Ziel-Haus

Für den Bürgermeister und die Mitglieder des MSC ist die lange Geschichte des Motorsports in Schleiz eine Herzensangelegenheit. Auch deshalb soll im August ein Museum im alten Start-Ziel-Haus eröffnet werden, das an ehemalige Sieger und historische Rennen erinnert. Doch bevor es so weit ist, wird erst mal 100-Jähriges gefeiert. Zu den Festwochen haben sich 600 Teilnehmer aus verschiedenen Motorsportdisziplinen angemeldet. In fünf Autoklassen und sieben Motorradklassen werden Rennen ausgetragen. Dazu organisiert der MSC um Jörg Langer gemeinsam mit 400 Helfern Lesungen, Filmabende und Meet & Greets im Fahrerlager. Besonders stolz ist man, dass Carlos Lavado, zweifacher Weltmeister in der 25-ccm-Klasse, zu den Gästen zählt.

Das Schleizer Dreieck hat nicht nur Motorsportlegenden wie Heinz Rosner und Ulli Melkus hervorgebracht. Es hat über Jahre eine ganze Region geprägt. Jörg Langer bringt es auf den Punkt: „Es ist die Arbeit mit Mensch und Motoren, die wir alle hier in Schleiz so sehr lieben“ 

Weitere Infos gibt es unter schleizer-dreieck.de