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SUPERillu-Interview

Patricia Kelly: „Die Häme hat mich verletzt“

Als Mitglied der Kelly Family stand sie schon früh im Rampenlicht – und musste auch lernen, mit Druck und Anfeindung umzugehen … Ein Prozess, über den die sympathische Sängerin offen mit uns sprach

Patricia Kelly im SUPERillu-Interview über Kritik, Selbstfindung und Lebensglück. Warum sie auch sagt: „Innerhalb der Kelly Family ist wieder ganz viel Feuer“ …

Als wir mit ihr telefonieren, geht Patricia Kelly, 50,  gerade mit Familienhündin Linda Gassi. Schnell wird klar: Sie ist bestens drauf und  genießt ihr Leben. Das war nicht immer so: Als Mitglied der Kelly Family musizierte sie schon 1974, mit fünf Jahren, auf der Straße, ersetzte später als Drittälteste die Mutter nach deren frühem Tod und managte die Band, deren Erfolg mit den Jahrzenten immer größer wurde – aber damit auch Druck und Tempo, was bei ihr u.a. zu einem Burn-out führte.

Sie musste erst lernen, Grenzen zu ziehen

Doch das ist längst Vergangenheit: Patricia lernte zunehmend sich abzugrenzen und startete 2008 sogar eine Solo-Karriere (ihr neues Album „One More Year“ wird am am 6.3. veröffentlicht). Mit dem Musik-Clan ist sie zudem absolut im Reinen, die Kelly Family ist gerade mit ihrem Jubiläumsalbum „25 years later“ auf Tour.

... und dann trat Denis in ihr Leben

Dankbar ist Patricia Kelly, dass sie durch gesundheitliche Einschnitte – vor allem ihre Brustkrebserkrankung 2010 – zum Glauben fand – und dass sie, die so lange immer nur für andere da war, ihrem Denis begegnete, mit dem sie sich ganz nebenbei auch köstlich über die einstige Kelly-Family-Kleidung amüsieren kann … Über all das sprachen wir mit der sympathischen Künstlerin.

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Künstlerin und Familienmensch Patricia Kelly ist heute glücklicher denn je

Patricia, Ihr Sternzeichen ist, wie meines, erste Dekade Schütze, wie ich bei der Vorbereitung feststellte. Wie macht sich das bei Ihnen bemerkbar?

Also, wir haben ja beide viel Skorpion-Einfluss, und ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist – aber wenn mich etwas stört, dann gucke ich ein ganzes Weilchen zu, und irgendwann beiße ich, um mich zu verteidigen! (lacht). Früher habe ich oft zu lange gewartet und Dinge zunächst hingenommen. Ich musste erst lernen, Nein zu sagen, Grenzen zu ziehen.  

Sie haben ja auch schon früh Verantwortung übernommen, waren eine Art Elternteil-Ersatz, Band-Managerin ...

Ja, und daher habe ich heute umso mehr das Bedürfnis, mich mal bei jemandem anzulehnen, gerade wegen des frühen Verlusts meiner Mutter. Ich habe das große Glück, in meinem Mann jemanden zu haben, der mich gern „bemuttert“. Er bekocht mich, ist wahnsinnig fürsorglich und, wie ich, ein totaler Familienmensch. Er ist wirklich mein Held!

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Patricia Kelly mit Ehemann Denis Sawinkin und den Söhnen Iggi (links) und Alexander

Wir sprechen ja aus Anlass ihres „Albums 25 Years Later“, und Sie haben Unterschiede zur damaligen Patricia schon erwähnt. Was ist noch anders?

Ganz einfach: Heute bin ich viel glücklicher! Ich bin zum einen gesund, zum anderen habe einen tollen Partner und zwei tolle Kinder, trotz gelegentlicher Ups und Downs, die ja normal sind. Damals wusste ich nicht mal, was mir fehlt, weil ich einfach nur gearbeitet habe. Mein Leben war einseitig und unerfüllt. Heute bin ich frei und achte auf mich. Früher habe ich tatsächlich nie Urlaub gemacht, und irgendwann hatte ich ein Burn-out. Mittlerweile gibt es feste Zeiten für Familie und Freizeit, da blocke ich Wochen – komme, was will. Ich habe außerdem ein Gespür dafür entwickelt, wann ich eine Auszeit brauche und was mit gut tut. Zweimal im Jahr gehe ich ins Kloster, entweder alleine oder mit der Familie. Und wir wandern auch gern in den Bergen. Da kann man wunderbar abschalten und nzu sich kommen.

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Mit ihrem aktuellen Album „25 years later“ sind die Kellys derzeit auf großer Tour

Das neue Lebensgefühl beschreibt auch das von Ihnen geschrieben Lied „Fire“ ...

Absolut. Es passt total zu meiner derzeitigen  Situation. Ich bin so dankbar, auch weil ich durch meine gesundheitlichen Einschnitte zum Glauben gefunden habe. Das Lied habe ich vor einem Jahr geschrieben – es ist wie eine Hymne auf mein Leben, handelt aber auch von Kämpfen und schwierigen Zeiten. Jetzt ist wieder ganz viel „Fire“, Feuer in mir – Leben, Kraft. Und das ist auch innerhalb der Kelly Family so. Die Leidenschaft ist wieder da, stärker denn je.

Damals gab es bei aller Fan-Liebe auch viel Häme, etwa auf die Band-Kleidung bezogen ... Hat Sie das verletzt?

Das hat mich definitiv verletzt. Ich bin kein Roboter, sondern ein sehr gefühlsbetonter Mensch. Wenn mich etwas trifft, dann trifft es mich umso mehr. Es wurden ja aber auch viele Unwahrheiten verbreitet, etwa über meinen Papa: Er sei ein Guru und all so was ... Das war heftig. Und natürlich waren wir crazy und sahen etwas anders aus. Ich erschrecke auch manchmal, wenn ich Fotos von damals sehe. (lacht) Künstler sind nun mal Freigeister und experimentieren gern. Heute sehen wir auf jeden Fall besser aus! (lacht) Wir standen aber auch immer in erster Linie für Musik, nicht für Mode.