Ein Interview mit Howard Carpendale ist wie eines seiner Konzerte – es umfasst alle Emotionen. Als wir den gebürtigen Südafrikaner in Leipzig anlässlich der Veröffentlichung seines Albums „Let‘s Do it Again“ treffen, spricht er zunächst nicht über die Musik, Konzerte und seinen Erfolg, sondern über seine Gemütslage. „Es ist eine so kranke Welt, in der wir leben. In solchen Zeiten ein Album zu veröffentlichen, ist ein komisches Gefühl.“ Dass er dennoch auf der Bühne seinen Optimismus nicht verliere, habe einen Grund: „Wenn Stimmungen so sind, wie sie gerade sind, ist es meine einzige Aufgabe, dem Publikum Happiness und Zuversicht zu vermitteln.“
Ein letztes Album und der Abschied von der Bühne
Mit dem letzten Album seiner Karriere läutet der Sänger den finalen Abschnitt seiner Karriere ein. „Ich merke, da geht etwas zu Ende, womit ich mich 50 Jahre beschäftigt habe.“ Zwar denke er noch nicht daran, die Bühne ganz zu verlassen, dennoch lassen bestimmte Entscheidungen aufhorchen: 2024 werde er ein letztes Mal auf große Deutschlandtournee gehen. Danach wolle er sich auf Konzerte beschränken, gern auch mehrere hintereinander in einer Stadt. So entfalle der Reisestress. „Außerdem ist es für das Klima besser, wenn man nicht mit zehn Sattelschleppern durch die Gegend fährt“, sagt er.
Der Tatsache, dass er nicht ewig auf der Bühne stehen kann, sieht er gelassen entgegen. Doch er gibt zu, die natürliche Endlichkeit des Lebens und das Älterwerden an sich beschäftigen ihn schon manchmal. „Aber“, sagt er, „das müssen ja alle durchmachen.“
Besondere Beziehung zu seinem Sohn Wayne
Eines sei für ihn nach dem Karriereende – wann immer es sein wird – sicher: In ein tiefes Loch wie nach seinem ersten Abschied 2003 werde er nicht mehr fallen. „Meine Depression war damals an ganz andere Dinge gekoppelt“, erklärt er in der Rückschau. Seine Frau kämpfte gegen ihre Alkoholkrankheit, hinzu kam der Bruch mit einem seiner besten Freunde, der ihn finanziell betrogen hatte. „Die beiden Dinge in Kombination und dass ich keine Ziele hatte, das gab mir den Rest“, erzählt er. Damals rettete ihm Sohn Wayne das Leben. „Er ist ein unglaublicher Mensch. Ich habe von ihm viel gelernt.“ Neben einer neuen Sicht auf das Leben vor allem auch Empathie. „Wenn ich sehe, wie er seinen Sohn Mads erzieht, wie die beiden miteinander umgehen, macht mich das glücklich. Da kann ich mir für alle Lebenslagen etwas abschauen.“
Die Zeit mit seinem Enkel bewegt ihn
Heute steht die Carpendale-Familie noch enger zusammen, auch durch Mads. So oft es geht, verbringt der Sänger Zeit mit dem Fünfjährigen, schwärmt: „Er ist ein cooler Typ. Vor Kurzem trafen wir uns in einem Restaurant. Als Mads zur Tür reinkam, rannte er auf mich zu, blieb vor mir stehen und sagte: Hey, cooles Outfit.“ Um die Auswahl seiner Klamotten kümmert sich neben Ehefrau Donnice auch seine Ex-Frau Claudia, die als Designerin u.a. einen Onlineshop für Mode führt.
Enge Freundschaft zu Ex-Frau Claudia
Die Mutter von Wayne ist neben seinen beiden Söhnen, Schwiegertochter Annemarie und seiner Frau eine weitere wichtige Säule in seinem Leben. In der Vergangenheit sorgte die Freundschaft zu seiner Ex auch im Hinblick auf Donnice oft für Schlagzeilen: „Es tat mir immer weh, wenn die Zeitungen schrieben, dass wir eine Ehe zu dritt führen. Unsere Beziehung ist ehrenhaft und ehrlich. Sie basiert auf einer tiefen Freundschaft und darauf bin ich stolz.“
Wie Wayne seinen Sohn erzieht und mit ihm umgeht, macht mich glücklich.
Howard Carpendale
Tourstart in Ostdeutschland
Bei seiner letzten Tour, die am 14. Mai in Zwickau (Tickets unter semmel.de) startet, wird seine Familie mindestens bei einem Konzert gemeinsam im Publikum sitzen. Den Ort für den Auftakt wählte Carpendale ganz bewusst, denn lange habe er sich seinem ostdeutschen Publikum zu selten gezeigt. „Ich habe in puncto Ostdeutschland noch einige Defizite. Durch meinen südafrikanischen Pass und die Tatsache, dass ich nach Amerika bin, als die Mauer fiel, gibt es dort noch etwas Luft nach oben. Nun möchte ich einiges nachholen.“
Station macht der Sänger am 15. Mai auch in Leipzig. Eine Stadt, in der 2024 seine Lieder für Furore sorgen werden. In der „Musikalischen Komödie“ feiert Anfang November das Musical „Hello! Again?“ mit vielen seiner Hits Premiere. Verantwortlich für das Stück ist Moderator Thomas Hermanns.
Die größten Hits als Musical
Die Vorfreude bei Howard Carpendale ist riesig: „Das ist eine Ehre für mich! Meine Lieder in so einer völlig neuen ,Story‘ erleben zu dürfen, ist unbeschreiblich. Zumal keine Zeile verändert werden musste.“ Die ersten Songs im Musicalgewand habe er bereits gehört. Der Sänger: „Ich hab Gänsehaut bekommen.“
