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Die Teuteberg-Kolumne

Linda Teuteberg: Tönnies muss für Schaden haften

Mindestens 1550 von 7000 Arbeitern in Deutschlands größtem Schlachthof infizierten sich mit Corona. Ist der Firmenchef schuld? Mangelnde staatliche Überwachung? Oder auch unsere Lust auf billiges Fleisch?

Es geht um Lebewesen und Ernährung

Fleisch ist kein Produkt wie jedes andere. Es geht um Lebewesen und Ernährung. Deshalb sind bei Produktion, Verarbeitung und Transport besonders hohe Standards einzuhalten – oder zu schaffen, wenn sie nicht bestehen. Das gilt für die Behandlung der Tiere und die der Menschen, die an der Herstellung beteiligt sind. Was passiert, wenn das versäumt wird, zeigt sich jetzt in den Schlachthöfen von Tönnies in NRW und bei Wiesenhof in Niedersachsen.

Dabei werden die Konsequenzen der untragbaren Zustände durch die epidemische Lage massiv verschlimmert. Denn vom regionalen Lockdown in NRW und Niedersachsen sind nicht nur die Mitarbeiter selbst betroffen, sondern ganze Landkreise.

Nun stellen manche gleich die Lockerungspolitik von Armin Laschet grundsätzlich infrage. Das ist falsch. Denn in erster Linie stehen hier Unternehmer wie Herr Tönnies in der Verantwortung. Auch ohne Lockerungen hätten diese Ausbrüche mutmaßlich stattgefunden, denn die Fleischproduktion galt während des Lockdowns als systemrelevant und ging weiter.

Linda Teuteberg: „Der richtige Ansatz wäre ein EU-weites, einheitliches Tierwohllabel, das zeigt, wie ein Tier gehalten wurde“

Wir brauchen keinen Tierwohl-Soli

Tönnies muss als Unternehmer seine Verantwortung wahrnehmen, für die Meldeketten und alles, was notwendig ist, um den Schutz seiner Mitarbeiter wie auch der öffentlichen Gesundheit zu gewährleisten. Und er muss auch für entstandene Schäden haften. Dafür braucht es keine neuen Gesetze, sondern vor allem einen konsequenten Vollzug bestehender Regelungen. Häufigere Kontrollen müssen hier an erster Stelle stehen.

Gesetzgeberischer Handlungsbedarf besteht dennoch – nur an anderer Stelle. Der Umgang mit Tieren, die für die Nahrungsmittelproduktion bestimmt sind, muss sich verbessern. Wir wollen kein Elend in Mast- und Schlachtbetrieben. Doch sind die Pläne von Landwirtschaftsministerin Klöckner der falsche Ansatz.

Wir brauchen keinen Tierwohl-Soli, der Fleisch nur teurer, aber die Behandlung der Tiere nicht besser macht. Stattdessen wäre ein EU-weites, einheitliches Tierwohllabel, das den Verbrauchern zeigt, wie ein Tier gehalten wurde, der richtige Ansatz. Wir Freie Demokraten haben dazu Pläne vorgelegt. Dann wäre Transparenz hergestellt, der Verbraucher kann entscheiden und den Tieren ist wirklich gedient.

Linda Teuteberg, 39, Generalsekretärin der FDP und Mitglied des Deutschen Bundestags