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Interview

Kim Fisher: Die Kunst des Älterwerdens mit 55 Jahren

Seit zehn Jahren ist Kim Fisher wieder Gastgeberin der MDR-Talkshow Riverboat. Ein guter Anlass, mit der sympathischen Berlinerin mal wieder zu plaudern...

Fast jeden Freitagabend lädt Kim Fisher die TV-Zuschauer in ihr berufliches Wohnzimmer: die MDR-Talkshow Riverboat. Doch nicht nur im TV ist sie eine erfrischende und interessierte Gesprächspartnerin, sondern auch am Telefon. Die Berlinerin, die im vergangenen Jahr ihr Album „Was fürs Leben“ veröffentlichte und sich damit einen lang gehegten Traum erfüllte, singt gleich zur Begrüßung „Guten Morgen, guten Morgen“ in den Hörer.

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Mit Hundedame Fritzi reist die Moderatorin auch nach Leipzig zur wöchentlichen Talksendung.

Kim, welch gute Laune! Wie geht‘s? Wo erwische ich Sie?

Ich komme gerade aus dem Wald, war mit meiner Freundin Alexa Maria Surholt und unseren Dackeln spazieren. Heute war wohl Badetag, so ein nasser Hund macht immer gute Laune… (lacht)

Seit 2021 begleitet Sie die Dackeldame Fritzi durchs Leben. Ist ein Leben ohne Hund möglich?

Ja, ist es. Ich hatte zwischen meinen Hunden auch eine Zeit lang keinen. Wenn man sich ein Lebewesen zulegt, sollte man sich das vorher genau überlegen und sich entsprechend drum kümmern. Ein Dackel ist halt ein Jagdhund, der ist anspruchsvoll, man hat eine kleine Rennrakete an der Leine. Manchmal wünschte ich mir, Fritzi wäre ein wenig fauler und nicht ganz so schlau, das würde manches einfacher machen. Aber ich liebe sie über alles und sie begleitet mich häufig zum Riverboat…

In diesem Jahr moderieren Sie seit zehn Jahren wieder das Riverboat, eine lange Zeit…

Eigentlich bin ich sogar schon im 25. Jahr dabei, aber es gab Unterbrechungen… Die Zeit jetzt im Riverboat ist für mich gefühlt die Beste! Ich bin in einem Alter, in dem ich die Antworten meiner Gäste verstehe, nachvollziehen kann; ich kann mit ihnen über Brüche im Leben reden, über das Leben und seine Herausforderungen allgemein. Ich war lange zu jung für diese Art von Gesprächen – das empfinde ich im Rückblick so. Heute habe ich ein anderes Selbstverständnis und man merkt mir hoffentlich an, dass ich meine Gäste nicht aus Werbezwecken interviewe, sondern Gespräche mit echtem Interesse an der Person führe.

Mit Jörg Kachelmann und mit Sebastian Fitzek verbinden mich schöne Erinnerungen.

Kim Fisher
© Stephan Flad | MDR
Das aktuelle Team (seit Januar 2023) der wöchentlichen Talkshow (v.l.): Wolfgang Lippert, Klaus Brinkbäumer, Kim Fisher und Matze Knop

Sind Sie denn mit Ihren drei Männern (den Co- Moderatoren Matze Knop, Wolfgang Lippert und Klaus Brinkbäumer) zufrieden?

Sehr! Unsere Quoten sind unverändert und stabil. Wir werden bundesweit gern gesehen, und auch was die sozialen Netzwerke betrifft, sind wir stark. Ich glaube, die Leute haben uns einfach gern in ihren Wohnzimmern und lieben unsere Gespräche. Wir zeigen uns nicht anders als privat bei uns zu Hause – da rede ich genauso und die Zuschauer schätzen diese Authentizität.

Zu einer Art Hitliste der drei Co-Moderatoren werde ich Sie nicht überreden können, aber wofür steht Matze Knop, wofür Wolfgang Lippert und wofür Klaus Brinkbäumer?

Bei Matze Knop hatte ich anfangs den Gedanken, ob er als Comedian vor der Kamera er selbst sein kann, aber das war, im Nachhinein betrachtet, total unnötig! Wir beide beschäftigen und interessieren uns unglaublich stark für unsere Gäste. Und das Zusammenspiel zwischen uns funktioniert super. Wolfgang Lippert verschafft den Zuschauern echte Schlüsselloch-Momente, das ist auch für mich immer wieder spannend: Er kennt so viele DDR-Künstler, stand mit ihnen auf der Bühne und kennt sie sehr gut. Klaus Brinkbäumer kommt etwas leiser daher, auch das mögen die Zuschauer. Er ist als Journalist sehr zugewandt, das schätze ich sehr. Es ist also für jeden was dabei…

Haben Sie noch Kontakt zu Ihren ehemaligen Co-Moderatoren Sebastian Fitzek und Jörg Kachelmann?

Ja und Ja. Mit beiden verbinden mich schöne Erinnerungen. Die Zusammenarbeit mit Sebastian Fitzek war wirklich eine meiner schönsten Riverboat-Zeiten, vor allem, was die Kollegialität betraf. Auch seine Offenheit für Menschen habe ich sehr geschätzt. Zudem ist er wahnsinnig bescheiden und zurückgenommen – was mir irre imponiert. Sebastian ist ein Bestseller-Autor, der mit seinen Lesungen ganze Stadien füllt. Er und seine Frau haben mein Konzert besucht und seine Frau hat alle meine Songs mitgesungen. Beide haben mich unterstützt – und sie können gönnen. Das können nicht alle!

Viel zu oft nimmt man sich zurück, traut sich nicht…

Kim Fisher
© Future Image | imago images
2023 brachte Kim ihr Album „Was für‘s Leben“ raus; der Titel „Mehr“ war Staffelsong der ARD-Serie „Roten Rosen“ 

Wie wichtig ist Musik in Ihrem Leben?

Total wichtig! Ich habe auch gemerkt, wie wichtig es ist, dass man sich was traut. Ich hätte nie gedacht, dass ich mit Ü-50 mal ein Album machen würde… Aber: Das war mit eine der besten Entscheidungen meines Lebens, weil dadurch auch ganz viel Aufmerksamkeit und Raum für etwas anderes entstanden ist: Ich bin als Schauspielerin angefragt worden, habe ein Casting für ein Filmprojekt bis zur letzten Runde geschafft. Es war wichtig, mich zu zeigen; mit einer Sache an die Öffentlichkeit zu gehen, die mich glücklich macht. Viel zu oft nimmt man sich zurück, traut sich nicht. Mit meiner Musik auf der Bühne zu stehen, ein Album zu produzieren, hat eine große Souveränität in mir ausgelöst. Man muss nicht immer warten, bis jemand auf einen zukommt, nein, man kann Dinge auch selbst anschieben.

Glückt Ihnen eigentlich alles?

Nö! Aber liegen bleiben ist vertane Lebenszeit. Ich habe auch Verständnis für Menschen, die sagen, sie hätten keine Kraft mehr aufzustehen, aber liegen bleiben wäre der schlechteste Rat! Und: So richtig am Boden gelegen habe ich zum Glück noch nie – es gab keine ernsthafte Krankheit in meinem Leben, meine Lieben leben alle… Bisher bin ich verschont geblieben und ich hoffe, dass ich, wenn es mich trifft, mir ein gutes Rüstzeug angelegt habe, mit all dem umgehen zu können. Dinge wie ein Vertrauensbruch, Betrug oder eine Rolle, die man letztlich doch nicht bekommt – damit kann ich umgehen. Das schmerzt, aber es geht vorbei. Es passiert und im besten Fall lernt man daraus.

Sie sind nun 55 Jahre – ist diese Zahl etwas Besonderes?

Nein, 55 ist nichts Besonders. Ich glaube, in ein paar Jahren wird es noch mal besonders, weil mit 60 ein anderer Lebensabschnitt beginnt. Und wir leben eh schon in dieser sehr nervösen Zeit, die uns alle verändert. Vorhin habe ich kurz nachgedacht, ob ich das Alter spüre oder ob es nur der Frühling, das Mittagstief oder der lange Spaziergang war. Ich glaube, es war eine Melange aus allem.

Ich nehme die Rolle der Brückenbauerin ein, verbinde Alt mit Jung, Ost und West.

Kim Fisher
© Georg Wenzel | action press
Haben viel Spaß zusammen: Kim und Alexa Maria Surholt (r., „In aller Freundschaft“)

Haben Sie für dieses Jahr konkrete Urlaubspläne?

Ich nehme mehrere kleine Auszeiten, jetzt geht’s erst mal nach Paris, später mit meinen Freundinnen zum Sporturlaub nach Fleesensee und auch nach Mallorca, wo ich Freunde besuchen werde. Ich merke, dass die Zeit mit Freunden für mich eine absolute „Quality time“ ist. Ich mag es auch, Zeit mit mir allein zu verbringen, mag meine schöne Wohnung, fühle mich wohl. Aber mit Freunden unterwegs zu sein, macht mir großen Spaß. Ich habe mehrere Cliquen, mit manchen Freunden gehen wir regelmäßig essen, mit anderen ins Theater. Eine meiner liebsten Freundinnen ist Alexa Maria Surholt. Sie erzählte mir gerade sehr viel über Caspar David Friedrich… ich wäre beim Gehen fast eingeschlafen…

Haben Sie Ihr das gesagt?

Na klar! (lacht). Den besten Freundinnen kann man alles sagen. Mit ihr kann ich auch wunderbar albern sein, mich kaputtlachen.

© Nicole Manthey | ARD
Fünf Folgen lang spielte sie bei  „Rote Rosen“ eine Boulevard Journalistin, hier mit Nicole Ernst (r.).

Gibt es einen neuen Partner?

Dazu äußere ich mich nicht.

Schauen Sie selbst noch klassisch Fernsehen?

Beim Thema Fernsehen bin ich eine Mischkalkulation, ich schaue analog, streame aber auch. Vergleichbar mit meiner Rolle auf dem Riverboat, auch hier nehme ich die Rolle einer Brückenbauerin ein, verbinde Alt mit Jung, Ost und West. Und werde immer lauter mit meiner Botschaft: Es ist unglaublich wichtig, aufeinander zuzugehen und uns gegenseitig auch zuzuhören!

Bleiben Sie dem Riverboat denn erhalten?

Ich bleibe. Selbst wenn „Rote Rosen“ noch mal anruft…

Die Dreharbeiten zur ARD-Telenovela „Rote Rosen“ haben Ihnen großen Spaß gemacht?

Also entschuldigen Sie bitte! Ich habe meinen ersten Film-Kuss bei den „Roten Rosen“ erlebt. Natürlich würde ich wieder mitspielen. Ich weiß jetzt auch, was im Drehbuch SBSA bedeutet: „Sex bahnt sich an“. So weiß man, wie intensiv der Kuss sein soll (lacht). Nein, es war ein schöner Ausflug und ich käme auch wieder, sogar für länger. Aber dem Riverboat bleibe ich erhalten.