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Report

US-Hersteller Intel kommt nach Magdeburg

Der US-Hersteller Intel will in Magdeburg eine Halbleiterfabrik errichten. Auch für die Anrainer-Gemeinde Sülzetaleröffnen sich damit neue Zukunftsperspektiven.

Die Gemeinde Sülzetal (9000 Einwohner) bei Magdeburg erstreckt sich inmitten grüner Börde-Landschaft über acht Ortsteile. Der Boden ist Deutschlands bester, ein sogenannter 100er-Boden, d.h. landwirtschaftlich außerordentlich ertragfähig. Die Dörfer hier sind schmuck und blitzeblank, das Erntedankfest ist bereits in Planung. Bis auf die Kindergärten ist es still hier, manche Dörfler pendeln zur Arbeit bis in 80 Kilometer entfernte Wolfsburg. Andere arbeiten im gemeindeeigenen Gewerbepark, wo neben zwei Glaswerken auch Firmen wie Edeka, Harry Brot oder Amazon zu Hause sind. Dass der Gemeinde, ja der ganzen Region, eine Zeitenwende bevorsteht, ist auf den ersten Blick nicht zu ahnen.

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Sülzetals Vize-Bürgermeisterin Jeannette Willborn und Bürgermeister Jörg Methner zeigen, wo der Industriepark für die Intel-Zulieferer entstehen wird. Die Gemeinde erhofft sich Zuzüge und Jobs für die Jugend. 

Zwei Chipfabriken sind geplant

Aber im Rathaus im Sülzetaler Ortsteil Osterweddingen ist die Stimmung seit Monaten freudig-gespannt: Denn der kalifornische Halbleiterhersteller und Branchenriese Intel will ab 2024 in Magdeburg zwei Chipfabriken bauen und dafür mehr als 30 Milliarden Euro investieren - die größte ausländische Direktinvestition, die es je in Deutschland gegeben hat. Und eine Vieldiskutierte obendrein, doch dazu gleich noch. Für die Region heißt die Ansiedlung der sogenannten Mega-Fab rund 3000 Jobs in der High-Tech-Branche und mehrere tausend bei Zulieferern und in Partner-Unternehmen. „Wir bekamen 2021 die Anfrage, ob wir Flächen bereitstellen könnten“, sagt Sülzetals Bürgermeister Jörg Methner. „Eigentlich wollten wir keine weiteren Flächen versiegeln. Wir haben ja bereits unseren Gewerbepark. Aber im Gemeinderat überwog dann doch die Ansicht, dass dies eine große Chance für uns wie für die ganze Region ist.“ Der geplante High-Tech-Park umfasst insgesamt ca. 1000 Hektar. Intel selbst siedelt sich auf dem Magdeburger „Eulenberg“ auf ca. 380 Hektar an. Für den dazugehörige „Supplier-Park“ für die Zulieferer stellt Sülzetal mit 526 Hektar den Löwenanteil, 221 Hektar fallen auf die Gemarkung der Stadt Wanzleben.

Attraktive Zukunftsperspektiven

Aktuell wachsen auf den Feldern noch Kartoffeln, Getreide und Raps, gehören die Flächen privaten Eigentümern. „Sie bekommen Ausgleichsflächen zum Kauf angeboten“, so Bürgermeister Methner. „Wir haben bereits Anfragen von Firmen, die sich hier gerne ansiedeln wollen“, sagt Vize-Bürgermeisterin und Bau-Fachbereichsleiterin Jeannette Willborn. Die kleine Gemeinde stemmt die Planungen nicht allein, den Masterplan setzt die Landeshauptstadt in Abstimmung mit Sülzetal und Wanzleben um. Naturschutz, Grünanlagen und der Abfluss von Niederschlagswasser werden berücksichtigt, baumbestandene Grünzonen bleiben erhalten. Neben sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen hofft die Gemeinde, die nach dem Mauerfall noch 12000 Menschen zählte, auf verstärkten Zuzug und eine Wiederbelebung der Ortskerne. „Dazu mehr Kitas, Grundschulen und vielleicht auch weiterführende Schulen“, sagt der Bürgermeister.

Eigentlich wollten wir keine weiteren Flächen versiegeln.

Bürgermeister Jörg Methner

Kontroverse Debatte über die Ansiedlung

Die Ansiedlung ist bisher kontrovers debattiert worden. Denn Intel investiert nicht nur rd. 30 Milliarden Euro. Der Konzern soll auch Rekordsubventionen erhalten. Der Bund hat Fördergeld in Höhe von 9,9 Milliarden Euro zugesagt. Für Deutschland ist dies bisher beispiellos, allerdings wird die Halbleiter-Industrie weltweit sehr hoch gefördert. Jeder Arbeitsplatz, den der Tech-Gigant in Magdeburg schaffen will, würde somit mit viel Geld vom deutschen Steuerzahler gefördert. Mehrere Wirtschaftswissenschaftler haben die Höhe der geplanten Fördermittel kritisiert und befürchten einen Wettlauf von Unternehmen um Subventionen. Doch die Regierung ist überzeugt, dass sich die Investitionen rentieren. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will gezielt strategisch wichtige Branchen fördern. Gemeinsam mit der EU soll eine europäische Halbleiterindustrie aufgebaut werden.

Neue Arbeitsplätze werden geschaffen

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) bezeichnet die Intel-Ansiedlung als „großen Gewinn für unsere Region und das ganze Land. Mit der Mega-Fab entstehen Tausende von hoch qualifizierten Arbeitsplätzen. Den Wirtschaftsstandort Sachsen-Anhalt wird die Ansiedlung nachhaltig stärken und ihm eine neue Dynamik verleihen. Aber auch Europa wird davon profitieren, denn es wird ein Stück weit unabhängiger von internationalen Lieferketten.“ In Brüssel hat Haseloff von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) Rückendeckung für die Intel-Ansiedlung und Förderung bekommen. Noch steht das sogenannte Notifizierungsverfahren aus, mit dem die Europäische Kommission und die übrigen Mitgliedstaaten ihre Zustimmung geben müssen.

In der Gemeinde Sülzetal trillern die Feldlerchen über den Äckern. Im Rathaus freut sich Jeannette Willborn: „Wenn Intel kommt, gibt es für unsere Jugend wieder gute Jobs vor Ort. Dann müssen sie nicht abwandern.“