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© Yorck Maecke für SuperIllu
Urlaub

Neuster Sommertrend: Die entspannende Familien-Herberge

Beste Lage und Rundumverpflegung zu einem unschlagbaren Preis: Immer mehr Familien verbringen ihren Urlaub in Jugendherbergen. Über die Faszination dieser Art des Reisens und warum sie auch bei Älteren und Alleinstehenden beliebt ist.

Immer mehr Familien verbringen ihren Sommerurlaub in einer Jugendherberge. Laut Deutschem Jugendherbergswerk (DJH) wurden 2020 rund 42 Prozent der Übernachtungen von Familien gebucht. Das ist natürlich auch der Corona-Pandemie und den fehlenden Klassen- und Gruppenaufenthalten geschuldet: 2020 gab es in den Herbergen bundesweit 63 Prozent weniger Übernachtungen als im Vorjahr. Doch viele Familien entdeckten im ersten Corona-Jahr die Unterkünfte für sich und blieben dabei – weil sie begeistert sind. Diesen Sommer ist die Heringsdorfer Herberge zu 30 Prozent von Familien belegt, obwohl Gruppen wieder erlaubt sind.

Familienfreundlicher Urlaub für den kleinen Geldbeutel

© Yorck Maecke für SuperIllu
Die Jugendherberge Heringsdorf existiert seit 1930. 1991 kam ein Neubau dazu. Und das mit traumhafter Lage: Die Herberge ist nur wenige Schritte vom Strand entfernt.

Ein Grund dafür ist die oft ausgezeichnete Lage der Häuser – und das zu einem Bruchteil des Preises, den umliegende Hotels und Ferienwohnungen verlangen. So wie die Jugendherberge Heringsdorf, die direkt am Strand liegt. „Urlaub in der ersten Reihe im Ostseebad“ nennt Miriam Gedrose vom Deutschen Jugendherbergswerk Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. den Aufenthalt dort. Und Susann S., Mutter der Drillinge. sagt: „Ferien in dieser Lage auf Usedom könnten wir uns sonst als sechsköpfige Familie niemals leisten. Für ein Abendessen haben wir hier zu sechst 20 Euro bezahlt.“

„Familien in Jugendherbergen sind definitiv ein Trend“, sagt Eckhard Rockstädt von der Jugendherberge Bremsdorfer Mühle in Brandenburg. „Nächstes Wochenende reisen hier 30 Familien an. Das gab es vor drei Jahren nicht.“ Der Herbergsleiter der modernen Einrichtung im Naturpark Schlaubetal weiß: Neben dem Preis-Leistungs-Verhältnis ist die kinderfreundliche Ausstattung der Herbergen für Familien interessant. Es gibt Familienzimmer mit eigenem WC und eigener Dusche, die Eltern schlafen im Doppelbett, die Kinder in Stockbetten. Die Bremsdorfer Mühle ist zudem als besonders familienfreundlich zertifiziert. „Wir haben ein Extra-Spielzimmer für Kleinkinder. Außerdem verleihen wir Babyphones, Töpfchen, Flaschenwärmer, Wickelauflagen und Windeleimer“, zählt Rockstädt auf. „Das müssen die Eltern schon mal nicht mitbringen.“

Wir wollten mal eine Jugendherberge ausprobieren, dachten: Entweder machen wir es danach nie wieder – oder für immer!

Familie B. aus Schleswig-Holstein urlaubt zum ersten Mal mit Leopold, 6, und Bennet, 3, in einer Jugendherberge – und mag es dort sehr

Rundumsorglospaket Herberge

© DJH-Landesverband Berlin-Brandenburg
Die als Umweltjugendherberge zertifizierte Bremsdorfer Mühle liegt inmitten von Wald im Naturpark Schlaubetal. Dazu ist sie besonders familienfreundlich. Ihr Abenteuerspielplatz.

Daneben lockt eine Rundumverpflegung: Frühstück ist in allen Herbergen inbegriffen, Halb- oder Vollpension kann man dazubuchen, auch Lunchpakete zum Mitnehmen sind möglich. „Damit Mutti auch mal Urlaub machen und sich an den gedeckten Tisch setzen kann“, erklärt Nancy S., 41, mit breitem Grinsen, die mit Mann Sven, 50, und den Kindern Maya, 18, und Gustav, 10, aus der Nähe von Cottbus in die Jugendherberge Heringsdorf angereist ist. „Eine Herberge verbindet das Beste aus Hotel und Ferienwohnung“, findet auch Drillings-Mutter Susann Schröder. „Ich muss nicht kochen und putzen, bin aber so ungezwungen wie im Ferienappartement.“

Durch Bekannte habe ich von der Herberge gehört. Jetzt haben wir schon fürs nächste Jahr gebucht. Toll ist auch: Mein Sohn fand sofort Freunde.

Silvia B. aus Leverkusen verbringt mit Paul, 10, und Baby Matteo bereits den zweiten Sommer in der Jugendherberge Heringsdorf

Bemerkenswerter Gemeinschaftssinn

© Jugendherberge "Rudi Arndt" gGmbH
Das Foyer der Dresdner Jugendherberge „Rudi Arndt“ ist original erhalten aus dem Baujahr 1913. Seit 1951 wird die einstige Fabrikantenvilla als Herberge genutzt.

Und dann der Gemeinschaftssinn. Viele Familien freunden sich schon am ersten Tag miteinander an und werden unzertrennlich. Das kennt auch Kerstin Tiedemann, Leiterin der Jugendherberge „Rudi Arndt“ in Dresden, die zu DDR-Zeiten die meistbesuchte in Sachsen war. Sie weiß: „Der Kontakt der Gäste untereinander ist hier ganz anders.“ Neben Familien besuchen auch viele ältere Gäste und Alleinstehende ihre Herberge für einen Städtetrip. Gegen einen Aufpreis können sie Einzelzimmer buchen. „Aber viele wollen das gar nicht“, sagt Tiedemann. „Dann teilt sich ein Rentner sein Zimmer mit einem japanischen Austauschstudenten und beide sind glücklich. In einer Jugendherberge bleibt keiner einsam.“ Das Miteinander von Alt und Jung schätzen auch Angela W., 58, und Wolfgang R., 58, an der Jugendherberge Heringsdorf. Die Fahrradfans aus Gera machen seit Jahren Halt in Herbergen. Und so stört es sie auch nicht, wenn neben ihnen eine zwanzigköpfige Jugendgruppe aus Berlin barfuß am Tisch sitzt.

„In Herbergen ist natürlich alles etwas einfacher“, erklärt Miriam Gedrose vom Deutschen Jugendherbergswerk Landesverband Mecklenburg-Vorpommern, „aber auch pragmatischer, menschlicher.“ Und so wird in Heringsdorf selbst abends um zehn noch ein Fläschchenwärmer an Eltern herausgegeben, wenn ihr Baby weint. Ganz nach dem Motto der Jugendherbergen: „Bei uns sind Kinder kein Beiwerk, sondern die Hauptpersonen.“

Wir schätzen hier das Ungezwungene und das entspannte Miteinander von Alt und Jung.

Angela W., 58, und Partner Wolfgang R., 58, aus Gera machen seit Jahren Halt in Jugendherbergen