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Einblicke

Birge Schade: Neue Rolle, Landleben und Berlin

So sanft wie die Wahl-Berlinerin hier lächelt, ist sie nicht immer. Birge Schade kann auch zuschlagen – und zwar ordentlich!

Bis zum letzten Sommer war Birge Schade, 59, noch nie im Vogtland. Das änderte sich durch die Dreharbeiten für die ZDF-Serie „Mandat für Mai“. Da lernte die Seemannstochter aus Schleswig-Holstein, die in Bayern aufwuchs und heute in der Hauptstadt lebt, das Vogtland kennen – und lieben. „Die Landschaft ist traumhaft schön.“ Aufs Land zu ziehen, könnte sich Schade, die in der Serie die Bürgermeisterin spielt, aber nicht vorstellen. Im Interview erzählte sie, warum.

Frau Schade, wie oft waren Sie vor der Serie im Vogtland?

Vor den Dreharbeiten zu „Mandat für Mai“ noch gar nicht, bisher kannte ich Thüringen eher vom Zugfenster aus. Es gab mal diese schöne IC-Strecke zwischen Berlin und München. Aber ich habe den letzten Sommer bei den Dreharbeiten sehr genossen, die Landschaft dort ist wirklich traumhaft schön.

Sie spielen eine Bürgermeisterin. Auf dem Land leben, wäre das, was für Sie?

Nein! Ich verbringe zwar sehr gern Zeit auf dem Land und genieße diese Auszeiten auch. Aber ganz auf dem Land zu leben, kann ich mir nicht vorstellen. Auch wenn ich im hektischen Berlin lebe, das einem ab und zu ganz schön auf den Keks geht. Vielleicht kommt dieser Wunsch noch und hat mit dem Alter zu tun, aber noch ist es nicht so weit.

Sie selbst leben in einer Gemeinschaft mit 23 Hausparteien.

Es ist ein schönes Gefühl, in dieser Gemeinschaft zu leben. Sicherlich hat man nicht mit allen Nachbarn gleich viel zu tun, aber wir kennen uns alle und da wir eine Baugruppe waren, haben wir viele Entscheidungen gemeinsam treffen, Kompromisse finden müssen – ob es um den Gemeinschaftsgarten oder die Gestaltung des Foyers ging. Im Gemeinschaftsgarten begegnen wir uns, feiern auch mal Feste zusammen. Es ist immer ein Ansprechpartner da. Das ist toll!

Sind Sie da „die Schauspielerin“?

Nein, ich bin Birge. Klar werde ich, wenn abends ein Film mit mir lief, darauf auch mal angesprochen, aber wir leben in Berlin... Mit dem Schauspielberuf kann man hier keinen beeindrucken, außerdem haben meine Nachbarn selbst interessante Berufe, vom S-Bahnfahrer über Juristen oder Lehrer.

An der Küste als Seemannstochter geboren, in Bayern aufgewachsen – wo fühlen Sie sich heimisch?

In Berlin denke ich. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich hier verbracht. Auch das Silvesterfest am Brandenburger Tor im Jahr 1989/90. Wenn ich nach Schleswig-Holstein fahre, überkommt mich nicht das große Heimatgefühl, auch nicht in Bayern. Aber es gibt in beiden Bundesländern Orte, die ich liebe und zu denen ich eine Verbindung habe.

„Liebes Kind“ war ein weltweiter Erfolg. Wie fühlt es sich an?

Die Dreharbeiten für „Liebes Kind“ haben mir viel Freude gemacht, was vor allem an der Regie und den Kollegen lag. Letztlich sind diese für mich immer die wichtigsten Faktoren. Ansonsten konnte ich keinen großen Unterschied feststellen bei der Arbeit ob nun ein Streamer wie Netflix oder ein anderer Sender die Abläufe sind da für mich als Schauspielerin ziemlich gleich. Unterschiede gibt es da sicherlich für die Produzenten, aber da müssten Sie die fragen. Ungewöhnlich war natürlich, dass einem durch Netflix eine große, weltweite Aufmerksamkeit zuteilwurde. Ich habe Freunde in den USA, im Libanon, der Schweiz, in Griechenland und überall wird Netflix geguckt und alle konnten nun mal meine Arbeit sehen. Ich habe viel Feedback aus der ganzen Welt bekommen – und das ist natürlich schon toll und auch ungewöhnlich.

Und andererseits spielen Sie am Kleinen Theater am Südwestkorso...

Wenn man mich auf der Bühne sehen will, muss man nach Berlin kommen. (lacht) Es ist das zweite Stück für mich am „Kleinen Theater“ „Die Deutschlehrerin“ nach dem Roman von Judith W. Taschler. Die Vorstellung spiele ich zusammen mit Markus Gertken und das macht große Freude. Finanziell gesehen sind diese Auftritte zwar nicht sehr lukrativ, vielleicht zu vergleichen mit einem Jazzgig in einem Berliner Jazzclub, aber solche Gigs macht man nicht wegen des Geldes, sondern aus Passion. Alleine davon könnte ich meinen Lebensunterhalt nicht bestreiten, um so toller, dass ich die Möglichkeit und das Privileg habe, beides zu tun, vor der Kamera für das Fernsehen zu arbeiten und auf dieser kleinen intimen Bühne zu stehen. Vor der Kamera hat man sehr viel mit technischen Abläufen zu tun, auf der Bühne ist das Spielen und er Kontakt zum Publikum direkter, beides liebe ich.

Klopft Ihr Herz auf der Theaterbühne schneller?

Bei den Premieren durchaus. Später normalisiert sich das dann wieder – wenn die Souveränität und Lockerheit einsetzt, aber Lampenfieber gehört dazu.

Woran arbeiten Sie derzeit?

Ich bin gerade bei Dreharbeiten für einen Weihnachtsfilm, bin also schon in Weihnachtsstimmung... (lacht)

Wo schöpfen Sie Ihre Kraft?

Im Alltäglichen schöpfe ich Kraft, indem ich in Bewegung bleibe. Ich mache Yoga, gehe zum Kickboxen. Wichtig ist es mir auch, Zeit mit meinen Freunden zu verbringen. Und mein Sohn macht mir kaum Sorgen, sondern bringt mir Freude! Und natürlich die Liebe, daraus schöpfe ich Kraft. Ab und zu gönne ich mir einen Wellnesstag, mit Sauna und allem, was dazu gehört. In meinem Beruf muss man sich fit halten, auf sich achten. Ich lasse zwar keine Schönheitsreparaturen an mir unternehmen, aber ich halte mich fit, will mich mit mir wohlfühlen und gesund bleiben.

Sie sagten gerade, aus der Liebe schöpfen Sie Kraft. Gibt es nach Ihrer Scheidung einen neuen Mann an Ihrer Seite?

Ja, es gibt eine neue Liebe – mehr sage ich aber nicht dazu.

© Clemens Messow | ZDF
„Mandat für Mai“ (l. Julia Hartmann als ‚Mai“ u. Schade) ab 21.3., 20.15 im ZDF; in der Mediathek ab 14.3.

In „Mandat für Mai“ flüchtet die Anwältin aus einer gewalttätigen Beziehung. Haben Sie selbst mal sowas erlebt oder in Ihrem Bekanntenkreis?

So extrem wie es in „Mandat für Mai“ gezeigt wird, habe ich es selbst nicht erlebt. Ein großes Problem an häuslicher Gewalt ist, dass sie nicht artikuliert wird. Meist ist es so, dass betroffene Frauen – es gibt natürlich auch betroffene Männer – Gewalt bis zu einem gewissen Grad, an dem sie sichtbar wird, hinnehmen, nicht darüber sprechen. Auch in meinem eigenen Leben gab es sicherlich grenzwertige Situationen. Man muss sich fragen: Wo fängt Gewalt in Beziehungen an? Wenn man etwas an die Wand wirft?

Machen Sie Kickboxen wegen der Fitness oder auch, um sich eventuell wehren zu können?

Ich habe jahrelang Tae Kwon Do gemacht, bis zum schwarzen Gurt 1. Dan. Während der Pandemie konnte ich dann eine ganze Weile nicht trainieren, nun habe ich den Verein – und die Kampfsportart – gewechselt. Ich brauche es immer noch, mich zu verausgaben und das geht beim Kickboxen als Fitnesstraining sehr gut. Ich trete und schlage im Training zwar nur gegen Sandsäcke und Polster, könnte im Notfall aber sicherlich ordentlich zuschlagen. Das habe ich allerdings noch nie ausprobieren müssen.

Treibt ihr 17-jähriger Sohn auch Kampfsport?

Als kleineres Kind hat er auch trainiert, irgendwann hat das aufgehört. Vielleicht fängt er mal wieder damit an. Bei Jugendlichen ändert sich vieles ja sehr plötzlich.

Interessiert er sich für den Schauspielberuf?

Ja, „Liebes Kind“ fand er gut, ZDF-Filme stehen eher nicht auf seinem Programm. Er findet es, glaube ich, ein wenig seltsam, seine Mutter im TV zu sehen. Er besucht mich auch im Theater und hat alle meine Stücke gesehen. Er selbst hat aber wohl keine Ambitionen für den Schauspielberuf.