Menü
SUPERillu
Made with in Offenburg
© Y. Maecke | SUPERillu
Berufsporträt

Ich werde Forstwirt

In unserer Initiative stellen wir Berufe mit Zukunft vor. „Bloß keinen Bürojob“, dachte sich Johannes Grabbert, als er nach der Fachhochschulreife Bewerbungen schrieb. Draußen und nah an der Natur zu sein war ihm wichtig, und abwechslungsreich sollte der Job sein. Der Rostocker bewarb sich für eine Ausbildung zum Forstwirt beim Landesforst Mecklenburg-Vorpommern.

Waldbesitz

Deutschland zählt zu den waldreichsten Ländern Europas. Knapp ein Drittel der Fläche ist bewaldet, was rund 11,4 Millionen Hektar entspricht. Rund die Hälfte der deutschen Wälder sind in Privatbesitz. 29 Prozent der Waldfläche besitzen die Länder, 19 Prozent gehören Kirchen und Kommunen, vier Prozent sind Eigentum des Bunds.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit arbeiten bundesweit 33539 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Forstwirtschaft. 1 704 Auszubildende starteten im zurückliegenden Jahr in den Beruf Forstwirt. Die Zahl steigt das vierte Jahr in Folge an. Ebenso nimmt die Zahl der Unternehmen in der Forstwirtschaft stetig zu, wobei in der Privatwirtschaft weniger Ausbildungsplätze angeboten werden als im öffentlichen Bereich.

Mecklenburg-Vorpommern, Johannes Grabberts Heimat, gehört zu den waldarmen Bundesländern. 24 Prozent der Landesfläche sind bewaldet. Zum Vergleich: In Hessen sind es 42 Prozent. Jährlich stellt der Landesforst Mecklenburg-Vorpommern bis zu 20 Azubis ein. Vor zwei Jahren war Johannes einer von ihnen.

„Ich war schon als Kind lieber mit meinem Vater angeln als drinnen mit der Playstation zu spielen“, erzählt der Rostocker. Der 22-Jährige ist mittlerweile im dritten Ausbildungsjahr und geht jeden Tag gern zur Arbeit.

Tätigkeit

Forstwirte produzieren mithilfe der Natur den nachwachsenden Rohstoff Holz. Der Naturschutz, die Pflege der Landschaft, Schaffung und Erhaltung von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen gehören zu seinen Aufgaben, ebenso wie er dazu beitragt, die Erholungsmöglichkeiten für die Bevölkerung aufrechtzuerhalten. 

Was nach einer bodenständigen und naturnahen Tätigkeit klingt, ist heute eine Mischung aus Tradition und Moderne. Denn auch die Arbeit mit hoch-spezialisierten Maschinen und Geräten gehört zum All­ tag eines Forstwirts, um den Wald naturverträglich zu bewirtschaften.

„An einem Tag pflanzen wir Bäume, dünnen Hölzer aus, am nächsten Tag ziehen wir mit Kettensäge oder Harvester, einer gewaltigen Holzerntemaschine los, zwischendrin vertreiben wir auch mal Rehe aus einem Gatter.

Jeden Tag stehen verschiedene Aufgaben an, wir sind nie drei Wochen mit ein und derselben Tätigkeit beschäftigt“, weiß der frischgebackene Forstwirt John Martens, 20, nur Gutes über seine Lehre zu berichten, die er im Sommer abschloss. 

Voraussetzungen

„Abitur wollte ich nie machen. Ich wollte gleich arbeiten und Geld ver­dienen“, sagt John Martens. Das braucht man auch nicht, denn für die Ausbildung ist (nur) mindestens ein Schulabschluss mit gutem Gesamtergebnis er­forderlich. Die Ausbildung dau­ert drei Jahre. Mit Abitur oder Fachhochschulreife oder einer zuvor abgeschlossenen Berufsausbildung kann man in der Regel um ein Jahr verkürzen. Eine gute Schulbildung ist wich­tig. „Bei der Arbeit brauchen wir oft Mathe“, sagt Azubi Johannes. 

Ausbildung

Praktische Aus­bildung im Betrieb und Berufs­schulunterricht wechseln sich ab. Die Azubis lernen alles über Baumarten und Schädlinge, erfahren aber auch Wichtiges über Arbeitsschutz, z. B. eine gesunde Körperhaltung. Hinzu kommt die überbetriebliche Aus­bildung, in der Spezialkennt­nisse vermittelt werden wie Motorkettensäge-­ und Werkzeugkunde, Waldwirtschaft und Landschaftspflege sowie Übungen am Simulator für Forwarder und Harvester. 

Ich brauche gute Arbeiter, die mir in der Fläche helfen.

Ralf Sodmann, 39, Forstwirtschaftsmeister Land MV

Verdienst

„Der Landesforst Mecklenburg­-Vorpommern ist ein attraktiver Arbeitgeber im öffentlichen Dienst“, sagen John und Johannes übereinstimmend. Gezahlt wird nach Tarif. Die Höhe des Ausbildungsgehalts hängt von der Region ab. Bei privaten Forstbetrieben gibt es weniger, mehr als 20 Prozent Unterschied zum Tarif dürfen es jedoch nicht sein. 

Besonderheiten

„Der Arbeit­geber stellt uns Arbeitsschutz­sachen und schwere Sicherheits­schuhe zur Verfügung“, erzählt John Martens. Und natürlich gibt es eine Arbeitsschutzhütte, in der Forstwirte bei starkem Re­gen oder Tiefsttemperaturen un­terkommen. Dennoch müssen Forstwirte alle Wetterlagen aus­halten. Neben der körperlichen und geistigen Eignung, hand­werklicher Begabung und tech­nischem Verständnis sollte man deshalb auch körperlich fit sein. 

Team

Der Forstwirt arbeitet immer im Team, Rotte genannt. Die Hauptaufgaben haben mit gefährlichen Geräten zu tun. Deshalb dürfen wir nicht allein arbeiten“, betont Forstwirt­schaftsmeister und Ausbilder Ralf Sodmann. Zu zweit ist man immer unterwegs, besser zu dritt oder viert. 

Frauen

Der Forstberuf ist ein klassischer Männerberuf. Doch viele Landesforste bemühen sich seit Jahren, das zu ändern, und werben um Frauen. Ihr Anteil schwankt hier zwischen drei und 20 Prozent. In den ostdeutschen Bundesländern sind die Zahlen besser als in den westdeutschen. 

Zukunftsaussichten: Fort- und Weiterbildung 

Das Ziel von Johannes Grabbert ist klar: Er will Förster werden. Der Weg führt über ein Studium (Bache­lor/Master), wahrscheinlich an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, im Land Brandenburg. In Mecklen­burg gibt es den Studiengang nicht. Azubi John Martens hin­gegen will eines Tages den Forst­wirschaftsmeister dranhängen. Forstwirte haben zudem die Möglichkeit, sich als Fachagrar­wirt Baumpflege und Baum­sanierung, Natur­ und Landschaftspfleger, Forsttechniker, und Forstmaschinenführer fort­zubilden. Weitere Tätigkeitsbereiche sind außerdem Maschinenfüh­rer, Baumsteiger oder European Tree Worker oder zertifizierter Waldpädagoge. 

Wichtige Adressen

Ralf Sodmann, Forstwirtschaftsmeister Land MV im Interview

© Y. Maecke | SUPERillu
Ralf Sodmann, 39, Forstwirtschaftsmeister Land MV im Interview

Wie findet ein junger Mensch heraus, ob der Beruf Forstwirt für ihn geeignet ist? 

Wir bieten Praktika an, und die werden gut angenommen. Viele meiner derzeitigen Azubis wa­ren auch als Praktikanten bei mir. Die obligatorischen Ar­beitseinsätze, die von Schulen vorgeschrieben sind, dauern eine Woche. Gut ist es, zwei­, dreimal vorbeizuschauen. 

Worauf achten Sie in den Bewerbungsunterlagen? 

Praktika machen sich super, ebenso wie gute und sehr gute Noten. Im Bewerbungsprozess macht beides einen guten Ein­druck. Wenn Eltern oder der Bewerber selbst einen Jagd­schein haben oder ähnliche Interessen für die Natur nach­ weisen können, ist das ebenfalls ein Hingucker. Aber wir haben auch Azubis, die vorher nichts mit dem Wald zu tun hatten. 

Sind Ihnen Schüler mit Abitur lieber?

Wir stellen gern mit und ohne Abitur ein. Azubis mit Abitur gehen oft weiter zum Studium. Wir brauchen aber auch Arbei­ter, die mir in der Fläche helfen. 

Stellen Sie eine Veränderung bei den Azubis heute fest?

Sie werden älter. Zum einen, weil viele eben erst das Abitur machen. Zum anderen auch, weil sie nach der Schule eine Auszeit nehmen und reisen. Schließlich gibt es noch die­jenigen, die schon eine Aus­bildung abgeschlossen oder begonnen haben und dann fest­ stellen, dass sie Forstwirt wer­ den möchten. Mein ältester Azubi war 34. 

Haben Sie Probleme, Interessenten zu finden? 

Bisher konnten wir immer alle Stellen besetzen. Wir gehen oft in die Schulen, stellen uns und unsere Werkzeuge vor. Auch auf Jobmessen sind wir vertreten. Außerdem haben wir einen modernen Film über die Berufe im Wald produziert, mit dem wir Naturtalente locken. Im Schnitt haben wir 140 Bewer­bungen auf aktuell 15 Stellen. Im nächsten Jahr werden wir 34 Auszubildende einstellen. Dass bei uns zudem die Bezah­lung stimmt, spielt für viele Bewerber auch eine Rolle. 

Sind Frauen in diesem Beruf auch gut aufgehoben?

Frauen müssen ran wie alle anderen Azubis auch, es werden keine Unterschiede gemacht. Eine Frau aus dem letzten Lehr­jahr sitzt jetzt auf dem Forwar­der und fährt die Riesenmaschine mit zwei Joysticks durch den Wald. Prinzipiell sind Frauen bei uns willkommen und tun der Stimmung im Team gut. Meine persönliche Meinung ist aber auch, dass körperlich schwere Aufgaben was für Männer sind. 

Hat der Beruf Zukunft? 

Natürlich. Gerade jetzt im Zeitalter des Klimawan­dels gilt es, unseren Kli­maregulator zu schützen. Wir wirtschaften nach­ haltig und sorgen dafür, dass es unserer grünen Lunge gut geht und der Rohstoff Holz lange verfügbar bleibt. Azubis ha­ben gute Übernahme­chancen. 

Grüne Berufe im Agrarbereich

© CC0 Creative Commons

Ausbildungsberufe in Land­ und Forstwirtschaft, Garten­ bau und Tierzucht öffnen den Weg zu vielfältigen Tätigkeiten. Neben Know­how in Produktion und Technik werden auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Dienstleistungskompetenzen vermittelt. Eine Auswahl:

Gärtner 

Im Gartenbau kann zwischen sieben gärtnerischen Fachrichtungen gewählt werden: Baumschule, Friedhofsgärtnerei, Garten­/ Landschaftsbau, Gemüse­ oder Obstbau, Staudengärtnerei, Zierpflanzenbau. 

Infos: Zentralverband Gartenbau, www.g-net.de/berufsbildung.html

Winzer 

Pflegen und kultivieren Weinreben, ernten und verarbeiten die Trauben und vermarkten den Wein. Beschäftigt sind Winzer im Weingut oder als Mitarbeiter/ Leiter eines Fremdbetriebs.

Infos: Deutscher Bauern­verband, www.die-deutschen-bauern.de/gruene-zukunft

Tierwirt

Gesundheit und Wohlbefinden von Nutztieren wie Rindern, Schweinen, Schafen, Hühnern oder Bienen sind das oberste Gebot der Tierwirte. Sie halten, züchten und pflegen die Tiere, kontrollieren den Bestand und vermarkten die Produkte, z. B. Honig, Milch, Fleisch, Wolle.

Infos: Verband der Landwirtschaftskammern, www.landwirtschaftskammern.de/pdf/berufsausbildung.Pdf