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© Jens Kalaene | dpa Picture-Alliance
Einblicke

Robert Gwisdek: Starke Familie, starke Karriere

Treffen mit dem Multitalent aus dem illustren Clan – Mutter: Corinna Harfouch, Vater Michael Gwisdek (†) – anlässlich des Films „Sterben“. Robert Gwisdek über sein Aufwachsen, einen wichtigen beruflichen Schritt und über Verlust.

© PR
Gwisdek als Komponist Bernard. „Der Musik und ihrer Kraft wird in ,Sterben‘ ein Raum gegeben, wie ich es bis dato nicht kannte.“

Entspannt sitzt uns Robert Gwisdek im Berliner Hotel Dorint gegenüber. Viele weitere Stars tummeln sich vor Ort; alle sind sie für den diesjährigen Filmpreis nominiert und geben in dem Haus am Kurfürstendamm Interviews. Gwisdek kann bei der Verleihung am 3. Mai auf die Lola als bester Nebendarsteller hoffen – für sein Spiel im Drama „Sterben“. Als Teil eines ausgewählten Ensembles (u.a. Corinna Harfouch, Lars Eidinger und Ronald Zehrfeld) verkörpert er Bernard, einen Komponisten, den Selbstmordgedanken quälen. Kennt Gwisdek – selbst auch Musiker – düsteres Kopfkino und geht bei ihm wie bei vielen Kollegen die Kreativität mit Schwermut einher? „Nein, dafür bin ich nicht so der Typ. Eher für eine irrwitzige Wut.“

Zusammenarbeit mit Mutter Corinna Harfouch

Dass Robert Gwisdek so aufgeräumt wirkt, dürfte auch damit zusammenhängen, dass der Sohn von Corinna Harfouch und Michael Gwisdek (†78) in harmonischen Verhältnissen aufwuchs, stets geliebt und ernst genommen wurde. Und so finde er es auch schön, wenn die Familie Zeit miteinander verbringe. „Wir probieren, uns so oft wie möglich zu treffen.“ In „Sterben“ (Kinostart: 25. April) ist Corinna Harfouch als schwerkranke Frau und empathielose Mutter zu sehen. Die Schauspielerin ist wie ihr Sohn Robert, Film-Sohn Lars Eidinger und Film-Mann Hans-Uwe Bauer für einen Filmpreis nominiert. Kalte oder zumindest unterkühlte Figuren hat die gefeierte Aktrice schon häufig gemimt, doch Robert Gwisdek stellt klar: „Meine Mutter ist privat überhaupt keine Diva, sondern extrem entspannt. Sie kann bei der Arbeit sehr streng werden, und das verunsichert die Leute dann schon auch mal, weil diese Strenge eine Schärfe haben kann. Aber im Grunde ist sie das komplette Gegenteil: ein totaler Kumpeltyp, unglaublich hilfsbereit und vor allem sehr, sehr ehrlich – was auch wiederum viele irritieren kann.“ Er und sein Bruder Johannes (ebenfalls Schauspieler und Musiker; Künstlername: Shaban) haben beide Kinder, und Corinna Harfouch sei diesen „die beste Oma der Welt!“ Der einzige „Nachteil“: sie arbeite zu viel.

Familienbande

Doch der Job führt die Familie auch immer wieder zusammen. So war Robert Gwisdek mit seiner Mutter ebenfalls vereint in einem für ihn ganz besonders wichtigen Projekt, seinem Langfilm-Debüt als Regisseur und Produzent: „Der Junge, dem die Welt gehört“ (ab 2. Mai im Kino). „Das ist ein Liebesfilm für alle, die bislang dachten, es gäbe keine Liebesfilme für sie“. Kracht’s in solch einer Konstellation öfter mal, weil die Hemmschwelle aufgrund der Blutsverwandtschaft niedriger ist? „Nö. Ich denke, das ist eher eine Art Klischeevorstellung.“ Auch mit seinem 2020 verstorbenen Vater Michael Gwisdek hatte Robert zusammengearbeitet. So drehte er bereits als 5-Jähriger unter dessen Regie den Film „Treffen in Travers“ (1989); auch Mama Corinna Harfouch (damals noch mit Gwisdek verheiratet) und Bruder Johannes waren mit von der Partie. „Mein Vater hatte immer das Publikum im Blick“, erklärt er. „Und meine Mutter ist ein Mensch, der alles rein über den Inhalt angeht und entwickelt. Zwischen diesen Extremen aufzuwachsen, hat mich sicher sehr geprägt. Also einerseits über die Zuschauer Energie aufzubauen und andererseits ganz radikal in der Figur zu ,verschwinden‘, alles andere auszublenden.“

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Robert Gwisdek 2015 mit seinem verstorbenen Vater Michael Gwisdek. 

Vater Michael Gwisdek (†78) stand ihm sehr nahe

Wie sehr fehlt ihm sein Vater? „Uff... Das ist gerade die falsche Frage. Da muss ich passen; ich bin momentan nicht bereit, da über meine Gefühle zu sprechen. Tut mir leid“, erwidert er. Stattdessen gibt er, wie schon von seiner Mutter Corinna Harfouch, eine eher ungeahnte Seite Michael Gwisdeks preis: „Mein Vater war privat viel ernster, als er öffentlich wahrgenommen wurde. Er spielte der Welt was vor, war nur nach außen hin dieser große Spaßmacher. Nach innen war er sehr sensibel und ein tiefer Denker.“ Worte, bei denen viel Bewunderung mitschwingt – und eben auch: viel Vermissen.