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TV-Star Andrea Sawatzki in „Klimawechsel“

„Ich hab' keine Angst davor, älter zu werden“

Schauspielerin Andrea Sawatzki nahm sich Zeit für ein ausführliches offenes und sehr erfrischendes Gespräch bei Weintrauben und Milchkaffee. Das Exklusiv-Interview

Schauspielerin Andrea Sawatzki hat viele Gesichter. Sie ist mal schüchtern, mal komisch und mal durchgeknallt. Nur die Haare sind immer rot, und ihr Lachen ist immer umwerfend. Das zeigte sie auch beim exklusiven SUPERillu-Foto-Shooting im Hotel Askanischer Hof in Berlin. Nach fünf Stunden harter Arbeit vor der Kamera nahm sich die 47-Jährige noch Zeit für ein ausführliches offenes und sehr erfrischendes Gespräch bei Weintrauben und Milchkaffee.

Am 7. April startet Ihre neue Serie „Klimawechsel“ – eine herrlich bissige Produktion über fünf Frauen, die zum Teil in den Wechseljahren stecken und alle am Rande eines Nervenzusammenbruchs stehen. Sie sollen bei dem Projekt sofort zugesagt haben. Da kannten Sie noch nicht mal die Drehbücher ...

Das stimmt. Ich hatte nur gehört, dass Doris Dörrie eine neue Serie plant – da war mir schon klar, dass ich da mitspielen möchte. Da kannte ich tatsächlich noch keins der Bücher. Aber ich bin schon ewig ein Fan von Doris und wollte schon immer mal mit ihr arbeiten. Und als ich die Bücher dann las, war ich sofort total begeistert. Die Geschichten sind so gelungen erzählt. Diese Mischung aus komödiantischem Humor und einer gewissen Tragik – das fand ich ganz toll. Dazu kommt, dass ich schon immer eine Serie mit lauter Frauen machen wollte.

Da haben sie sich ja auch mit ganz guten Kolleginnen umgeben: Maren Kroymann, Ulrike Kriener, Juliane Köhler, Sophie von Kessel ... Wie war’ der Dreh? Mit Zickereinen und bösem Getratsche, wie man es oft von Frauen auf einem Haufen kennt?

Absolut nicht! Die Dreharbeiten waren wunderwunderschön. Weil wir uns immer so viel zu erzählen hatten. Wenn wir gemeinsame Drehtage hatten, waren wir rund um die Uhr am Babbeln und Lachen. Sogar abends konnten wir uns nicht von einander trennen. Sind noch gemeinsam essen gegangen ... Ich hatte vorher noch nie das Gefühl, so eins mit anderen Frauen zu sein. Das lag sicher auch an dem Thema der Serie, das einfach alle Frauen sehr beschäftigt. Und darüber haben wir dann auch zu anderen Frauenthemen gefunden – die Beziehung zu unseren Müttern, Kindern und Partnern. Da ist ein ganz großes Vertrauen zwischen uns gewachsen. Das war sehr schön.

Über Wechseljahre flüstert man sonst nur hinter vorgehaltener Hand. Das ist in unserer Gesellschaft ein ziemliches Tabuthema. Sie gehen in der Serie ganz offensiv damit um. Und das zur besten Sendezeit ...

Und das ist großartig! Wie Sie schon sagen, es ist ein Riesenthema und keiner spricht darüber ... Ich muss aber zugeben, dass ich mich bis zu dem Projekt noch nie mit den Wechseljahren befasst habe. Mir steht diese Zeit noch bevor ... Als Kind hab’ ich nicht mal gemerkt, als meine Mutter in die Wechseljahre gekommen ist. Darüber sprach man nicht. Was ich auch in Ordnung finde. Es ist ja auch ein intimes Thema, das man nicht rausposaunen muss, wenn einem nicht danach ist ... Frauen die zugeben in den Wechseljahren zu sein, die schaut man in unserer Gesellschaft ja ganz anders an.

Aber warum?

Das ist wie ein Stempel. Man wird kritisch beäugt. Es wird geschaut, ob sich die Frau verändert hat und ob sie schlagartig gealtert ist. Die Tatsache, dass man ab dem Zeitpunkt keine Kinder mehr bekommen kann, führt dazu, dass man hier sofort als alte Frau betrachtet wird. Was ja totaler Humbug ist. Denn das eine hat mit dem anderen ja nicht wesentlich etwas zu tun. Trotzdem haftet den Wechseljahren dieses Stigma an ... Merkwürdig, und total blöd! Und das ist das Schöne an diese Komödie – sie thematisiert die Wechseljahre, aber sie macht sich über die Frauen nicht lächerlich, sie denunziert nicht. Als Zuschauer gewinnt man jede der Frauen lieb. Und trotzdem lacht man sich kaputt.

Sie sprechen in der Serie bayerisch. Wie kam’s?

Ich mochte meine Rolle der Desirée sofort, hab’ sie sofort ins Herz geschlossen aber ich hatte ein bisschen Angst, dass sie in Ihrem Wahnsinn als verrückte Künstlerin ein bisschen zu sphärisch wirken könnte. Ich wollte sie erden, bodenständiger wirken lassen. Und da ich gerade ein Hörbuch auf Bayerisch eingesprochen hatte, war das noch so präsent. Ich bin ja ursprünglich auch aus Bayern ... Und da kam mir die Idee. Wenn ich bayerisch spreche, höre ich mich gleich tiefer und einfach geerdeter, bodenständiger  an ... Die Doris war dann davon so begeistert, dass sie meinen Serienpartner Ronnie alias Kai Schumann sächsisch hat sprechen lassen.

Sie spielen eine Künstlerin, die mit ihrem Baby und ihrem Job als Kunstlehrerin vollkommen überfordert ist. Sie selbst haben sechs Wochen nach der Geburt ihrer Kinder auch schon wieder gearbeitet ...

Ich muss sagen, dass ich das heute nicht mehr so machen würde. Wenn ich also noch mal ein Kind bekommen würde – was nicht passieren wird, weil wir es vom Organisatorischen einfach nicht mehr schaffen würden. Leider! – dann würde ich mir wirklich eine Auszeit nehmen ... Damals war ich so panisch und hab’ gedacht, dass mich die Geburt meiner Kinder zurückwirft. Ich dachte, es sei schlecht, wenn man nicht ständig arbeitsbereit ist. Das war für mich ein Ausdruck von Trägheit. Ich hab’ den Stellenwert einer Mutter damals nicht hoch genug angesiedelt. Nicht so hoch wie die Schauspielerei. Das tut mir heute schon weh. Aber ich musste in diese Rolle erst reinwachsen ... Damals war ich aber überzeugt davon, wenn ich nicht immer präsent bin, vergisst man mich.

So hätte ich Sie gar nicht eingeschätzt ...

Doch, doch. Bevor ich Christian (Anm.d.Red. Schauspieler Christian Berkel) kennengelernt habe, hatte  die Schauspielerei für mich allerhöchste Priorität. Ich hab’ mich weniger für feste Beziehungen interessiert, als einhundertprozentig in diesem Beruf zu funktionieren. Ich erinnere mich aber, dass ich unter meiner Verbissenheit manchmal sehr gelitten habe. Weil sich Erfolg eben nicht erzwingen lässt. Seit ich da lockerer lasse, seit ich meine Familie habe und viel Zeit mit Christian und den Kindern verbringe, und meinem Leben einen neuen Sinn gegeben habe, der eben nicht erfolgsabhängig ist, sondern auf zwischenmenschlichem Glück beruht, seitdem geht es mir beruflich viel besser. Ich bin sehr froh, dass ich diese Erfahrung machen konnte und noch mal neu beginnen konnte.

Ihre Figur Desirée bricht irgendwann völlig hysterisch zusammen, weil ihr alles zu viel wird. Kennen Sie das – oder sind Sie immer der Fels in der Brandung?

Es kann schon mal vorkommen, dass ich mal kurz schreie, wenn alles überhand nimmt. Das ist dann wie ein reinigendes Gewitter. Aber genau so geht es auch Christian manchmal ... Wobei wir schon bemüht sind, Konflikte, die wir nicht oft haben, ruhig auszutragen und den Grund des Konflikts auszumachen ... Aber auch wir sind nicht sorgen- und problemfrei. Wer ist das schon?

Und was tun Sie dann?

Ich habe mittlerweile gelernt, bei Problemen, nicht gleich den Partner dafür verantwortlich zu machen. Sondern ich versuche, in mir den Punkt zu finden, der mir erklärt, warum die Situation jetzt so ist, wie sie ist. Damit nehme ich dem Problem den Schrecken. Das gelingt natürlich nicht immer. Aber immer öfter.

In der Serie rennt ihr Freund jedem Rock hinterher ... Haben Sie Erfahrung mit Fremdgängern?

Ja. Weil ich mir vor Christian immer Männer ausgesucht habe, mit denen nur lockere, unverbindliche Beziehungen möglich waren ... Christian ist tatsächlich meine erste ernsthafte lange Beziehung. Ich hatte das vorher nicht, wollte es auch nicht. Ich war bindungsscheu.

Sie sind mit Christian mittlerweile seit 11 Jahren liiert ...

Im Mai sind es sogar schon Zwölf.

Sie gelten hierzulande als Traumpaar. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Ich nehme schon wahr, dass man uns so wahrnimmt. (lacht) Es ist ja auch was Wahres dran ... Es ist eine tolle Beziehung! Und ich bin sehr glücklich darüber, dass ausgerechnet mir, die vor Beziehungen immer weggerannt ist, so etwas  widerfahren ist ... Dass ich einen Mann gefunden habe, der mir hilft in diese Beziehung so reinzuwachsen. Christian hat mir den Weg gezeigt. Er ist ein Mann, dem ich wirklich vertraue. Der mich beschützt, mir beisteht ... Mittlerweile hab’ ich das Gefühl, dass ich das auch für ihn sein kann. Und ich freue mich, dass wir unseren Kindern so eine ehrliche und harmonische Beziehung vorleben können.

Aber ich höre da heraus, dass Sie eine Weile brauchten, ehe Sie an dem Punkt waren, völlig in einer Beziehung aufzugehen. Da hat Christian offensichtlich ganze Arbeit geleistet ...

Ja, Und mein Anfangsimpuls war auch in dieser Beziehung, möglichst schnell wieder die Flucht zu ergreifen. Aber dann wurde ich ja schwanger. (lacht) Und Moritz, mein Sohn, hat mich dann dazu gebracht, doch noch mal genauer auf diesen Mann zu schauen.

Sie tragen bereits Eheringe, ohne jemals vor den Standesbeamten getreten zu sein. Warum machen Sie nicht Nägel mit Köpfen?

Weil es eigentlich völlig wurscht ist. Es ändert ja an unserer Liebe nichts. Aber vielleicht machen wir es ja trotzdem irgendwann. Ganz bald ... (lacht)

Sie haben sich bei Dreharbeiten kennengelernt. Wann sieht man Sie mal wieder zusammen im Fernsehen?

Wenn alles gut geht, starten wir im Herbst ein gemeinsames Projekt. Und vielleicht sogar noch eins ... Ich darf darüber nur noch nicht sprechen. Schade! Aber wenn das klappt, wären wir sehr glücklich ... Wir würden wahnsinnig gern mal wieder zusammen arbeiten. Das haben wir kürzlich erst wieder gemerkt, als wir unsere erste gemeinsame Lesung hatten. Und das war so schön. Da haben wir beide Lust auf mehr bekommen.

Seit 2002 ermitteln Sie im Frankfurter „Tatort“. Im Oktober sieht man Sie zum letzten Mal als Kommissarin Charlotte Sänger. Wieso haben Sie Ihren Dienst quittiert? Sie machen damit viele Fans sehr traurig ...

Ich bin darüber auch sehr traurig. Glauben Sie mir. Denn ich hab’ sehr gern in einem „Tatort“ mitgewirkt und ich hab’ die Charlotte sehr gern gespielt. Aber in der letzten Zeit ist den Autoren spürbar nicht mehr viel zu dieser Figur eingefallen ... Ich bin sehr stolz auf die Krimis, die wir gemacht haben. Ich hatte aber immer die Hoffnung, dass wir das Potenzial von Charlotte noch mehr ausschöpfen würden. Charlottes Persönlichkeit wurde immer nur angerissen. Sie wurden immer nur in Fragmenten dargestellt. Man wusste, Charlotte hat einen kleinen Knall, ist ein bisschen seltsam, lacht wenig, ist sehr schüchtern – aber man ist nie weiter gegangen. Hat das Ganze nie aufgelöst. Und das wurde dann beim Drehen immer mühsamer ... Vielleicht läuft sich aber jede Figur nach acht Jahren tot, wenn man nicht weiter geht ...? Und das, was ich Charlotte gewünscht hätte, wäre im deutschen Fernsehen vermutlich gar nicht möglich gewesen.

Was hätten Sie sich denn gewünscht?

Ich hätte Charlotte gern drastischer geschildert. Dass sie aus ihrer Angst, aus ihrer Schüchternheit heraus auch mal richtig böse und ungerecht wird. Ganz ungebremst ... Das beobachte ich manchmal bei schüchternen Menschen. Wenn man so einen Menschen lange genug und zu sehr reizt, wird aus einem Lämmchen eine Bombe. Das hätte ich Charlotte mal gewünscht. Dass sie mal total ausklinkt ... Außerdem hätten ich und Jörg Schüttauf gern mehr gemeinsam gedreht, mehr mit einander gespielt – und uns vielleicht sogar angenähert ... Aber der letzte „Tatort“ ist sehr versöhnlich, da haben wir sehr schöne Szenen zusammen.

Es gab Gerüchte, Charlotte würde ihre eigene Krimireihe bekommen?

Wir hatten das tatsächlich mal überlegt. Aber dann waren wir doch der Meinung, dass es für eine Sonntagabend-Tatort-Kommissarin schwierig ist plötzlich mittwochs zu ermitteln. Ich glaube, das funktioniert nicht ... Aber nachdem ich jetzt fast ein Jahr lang meine Wunden geleckt habe, bin ich nun an dem Punkt, dass der Schritt für meine Karriere vernünftig war. Der Absprung war rechtzeitig, so, dass ich nicht bis an mein Lebensende als „Tatort“-Kommissarin wahrgenommen werde. Ich bin jetzt wieder offen für neue Rollen. Und in jedem Ende steckt doch auch immer ein Anfang.

Schauen Sie und Ihr Mann eigentlich zusammen Ihre Filme an?

Ja, das tun wir tatsächlich. Wir schauen unsere Filme einmal an und dann immer gemeinsam. Dann sprechen wir darüber. Und damit ist es auch gut. Dann konzentrieren wir uns auf unsere nächsten Projekte ... Es ist uns beiden aber sehr wichtig, was der Partner dazu sagt ... Zum Glück bekomme ich nur selten Kritik. (lacht) Er aber auch. Und wenn wir uns mal kritisieren, dann immer sehr behutsam. Aber unmissverständlich.

Was war das schönste Kompliment, das Sie je bekommen haben?

Christian hat mal zu mir gesagt: „Ich finde, du bist eine tolle Mutter.“ Das war wirklich das Schönste.

Und, sind Sie’s denn?

Ich versuche es wenigstens ... Ein Beispiel: Wenn meine Kinder was Dummes oder Nerviges machen, versuche ich nicht gleich zu schreien, sondern versetze mich noch mal in die Kindheit und versuche sie mit Tricks und Angeboten, davon abzubringen. So dass sie am Ende denken, es sei Ihre Idee gewesen, jetzt nicht mehr im Wohnzimmer, sondern im Garten Fußball zu spielen ... Das ist natürlich mitunter mühsam. Aber es tut unserem Verhältnis sehr gut. Ich gebe ihnen das Gefühl, sie seien ebenbürtig und sie fühlen sich ernst genommen.

Wissen Sie eigentlich, was man rothaarigen Frauen nachsagt ...? Sie seien Zauberinnen, Hexen und hätten magische Fähigkeiten. Wie sieht’s da bei Ihnen aus?

Ich hab’ schon öfter versucht, Situationen herbei zu hexen. Ich dachte, wenn ich nur ganz fest daran glaube, dann wird es so, wie ich es mir vorstelle. Aber es hat leider nie funktioniert (lacht). Ich musste einsehen, ich kann nicht hexen ... Aber ich bin sehr abergläubisch. Schwarze Katze von links nach rechts, Freitag, der 13 ... Ich glaub’ da total dran. Ich lese auch wahnsinnig gern Horoskope. Ich liebe Geschichten über Übersinnliches. Spuk finde ich toll. Und irgendwann möchte ich mal zu einer Wahrsagerin. Aber bisher hab’ ich mich noch nicht getraut. In Hamburg soll es eine ganz tolle geben. Da war eine Freundin von mir. Und die hat alles vorausgesagt, was ihr passieren wird. Nur die guten Sachen natürlich. Und es ist alles so eingetroffen.

Und, das ist das Zweite, was man über Rothaarige sagt und wozu es auch Studien gibt, Sie seien hemmungslos im Bett und hätten öfter Seitensprünge? Möchten Sie das kommentieren?

Whow! Ist das so? (lacht) Dazu sage ich jetzt aber lieber mal nichts.

Sie sind jetzt 47 und noch drei Jahre von der 50 entfernt. Ein blöder Gedanke?

Nein, es stört mich nicht. Ich freue mich auf jeden neuen Geburtstag wie ein Kind. Ich liebe es, wenn man den ganzen Tag so gefeiert wird. Und die Kinder und der Mann einen schon morgens mit einem Geburtstagslied wecken. Und mit einem Kuchen und selbstgemalten Bildern ... Ich finde, Geburtstage sind einfach das Schönste. Auch die meiner drei Männer. Das ist für mich immer ein Fest!

Das heißt, es stört Sie wirklich nicht, älter zu werden?

Dass man mit jedem Geburtstag auch ein Jahr älter wird ist natürlich die Kehrseite der Medaille ... Aber ich erinnere mich noch genau an meinen 30. Geburtstag. Da hatte ich eine Nacht vorher  schwere Depressionen. Ich hab’ da auch nicht gefeiert. Weil ich dachte, jetzt ist alles zu Ende. Zwischen 30 und 40 fand’ ich es sehr beängstigend älter zu werden. Heute geht es mir damit viel besser ... Ich zähle aber schon manchmal die Jahre, die mir noch bleiben. Ich hab’ ja die Hälfte meines Lebens vermutlich schon überschritten und denke, ich muss mich ranhalten, weil ich noch so viel vorhabe. Ich möchte noch so viele Menschen glücklich machen ... Es macht einfach solchen Spaß zu leben. Deshalb stört es mich nicht, älter zu werden, weil ich mit jedem weiteren Tag so viel dazu lerne. Und was das Aussehen betrifft – da tangiert es mich auch nicht, älter zu werden.                

Keine Angst vor Falten?

Mich stören so ein paar Falten nicht. Wirklich nicht. Vielleicht wirke ich dadurch sogar jünger. Weil ich nicht zwanghaft versuche, wie 20 auszusehen. Ich finde das bei anderen auch peinlich. Die bekommen zwar dadurch eine straffere Haut, aber der Ausdruck in ihrem Gesicht geht total flöten ... Eine 60-Jährige, die zu ihren Falten steht, das Leben bewusst genießt wirkt doch viel viel jünger, als eine Gleichaltrige, die versucht, wie 30 auszusehen ... Wenn man das Kind in sich behält, wirkt man automatisch jünger. Da kann man eigentlich gar nicht im tristen Sinn altern.

Das bedeutet, Lifting, Botox sind für Sie tabu?

Ja.

Meinen Sie, das sagen Sie auch in zehn Jahren?

Wenn ich da noch Schauspielerin bin, sage ich es bestimmt. Weil es gar nicht funktioniert. Schauspielerinnen, die nicht ihrem Alter entsprechen, in dem sie sind, die finde ich total uninteressant. Das finde ich so lebensfremd und spaßfremd. Ich finde Kolleginnen viel interessanter, die nicht perfekt aussehen, aber mich durch ihr Spiel mitreißen ... Das Leben wird auch so grau und eindimensional, wenn man nur darüber nachdenkt, wie man aussieht.

Finden Sie sich eigentlich schön?

Schön? Sagen wir, ich bin zufrieden.

Tun Sie eigentlich irgendetwas, um so auszusehen, wie Sie aussehen?

Ehrlich gesagt tue ich sehr wenig ... Ich jogge ab und zu und gehe mit meinen Hunden. Im Sommerurlaub schwimme ich viel im Meer. Aber sonst schwimme ich gar nicht ... Und während eines Drehs gehe ich abends im Hotel aufs Laufband und powere mich aus. Das brauche ich nach so einem Tag... Sonst mache ich aber nichts. Okay, ich versuche nach sechs Uhr abends nichts mehr zu essen. Das ist aber schwer, sehr schwer und gelingt nicht immer. (lacht) Im Gegensatz zu meinem Mann stelle ich mich nicht auf eine Waage. Da würde ich nur schlechte Laune bekommen. Mein Maß ist, ob irgendwas kneift. Und wenn das mal der Fall ist, dann esse ich eben ab fünf nichts mehr. Das ist dann natürlich ein sehr trauriger Abend.

Auf dem Teppich kennt man Sie immer wahnsinnig glamourös, in langen tollen Roben – daheim sind Sie und auch Ihr Mann eher die rockigen Jeans- und Ledertypen ...

Ja. In diesen Stil sind wir beide reingewachsen und haben uns gegenseitig inspiriert. Wir waren beide früher anders. Schlichter. Und auf der Suche. Heute haben wir unseren Stil gefunden. Und wir haben festgestellt, dass wir absolut den gleichen Geschmack haben. Auch was Inneneinrichtungen und Kunst betrifft. Da sind wir absolut gleich. Unser Haus zu gestalten war so ein Spaß. Weil wir beide keine Kompromisse eingehen mussten ... Wenn wir unterwegs sind, bringen wir uns gegenseitig immer Sachen mit. Und wir treffen immer ins Schwarze. All das, was ich heute trage, hat mir Christian geschenkt. Die Jacke, die Stiefel, der Schmuck ... Die Kette mit der herausgestreckten Zunge hat er mir mal geschenkt, als es mir mal schlecht ging. Damit ich allen zeigen kann: „So, ihr könnt mich alle mal!“ (lacht) Der Mann ist einfach großartig. Und ein Wunder.