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Steffen Göpel

„Die Mietpreisbremse ist falsch“

Der Leipziger Steffen Göpel war zu DDR-Zeiten ein erfolgreicher Rennfahrer. Inzwischen führt er ein Immobilien-Unternehmen und zählt zu den erfolgreichsten Projektentwicklern Ostdeutschlands

Er war 1990 der letzte DDR-Meister in der Auto-Rennsportklasse bis 1300 cm3. Ein Jahr später startete Steffen Göpel im Opel Lotus Challenge Cup und bei der DTM. Bekannt ist er auch als Vater der größten Golf-Benefizveranstaltung in Ostdeutschland, die schon vier Millionen Euro für kranke und benachteiligte Kinder in aller Welt gesammelt hat. Aber der Leipziger ist vor allem ein erfolgreicher Unternehmer. 25 Jahre nach dem Mauerfall führt er als Vorstandschef einen der größten Bauprojektentwickler Mitteldeutschlands und erwirtschaftet mit seiner GRK-Holding etwa 80 Millionen Euro Umsatz.

Herr Göpel, wie wird aus einem Rennfahrer ein Bauunternehmer? Sie hätten ja versuchen können, in die Fußstapfen von Michael Schumacher zu treten.

Wir wollen nicht gleich übertreiben. Ich war zwar zu Wendezeiten einer der schnellsten Rennfahrer in der DDR und wurde von Ulli Melkus, den Opel ursprünglich verpflichten wollte, für den Challenge Cup empfohlen. Doch an eine Karriere als Formel 1-Weltmeister habe ich nie zu denken gewagt. Das ist übrigens auch der Grund, warum ich mich dann nach und nach aus dem Auto-Rennsport zurückgezogen habe. Als 25-Jähriger, der gerade Vater geworden war, wollte ich mir eine solide Zukunft aufbauen.

Noch mal, warum gerade am Bau?

Ich habe in der DDR eine Bautischlerlehre gemacht und anschließend in dem Beruf gearbeitet. Architektur hat mich schon immer fasziniert, besonders die tollen Gründerzeithäuser in Leipzig. Deshalb habe ich meine zweite Leidenschaft als Selbstständigkeit umgesetzt und 1991 eine Bauüberwachungsfirma gegründet. Das war der Anfang ...

... zu einem Unternehmen, das in Mitteldeutschland mit einem Umsatz von 80 Mio. Euro einer der Marktführer unter den Projektentwicklern geworden ist. Wie haben Sie das geschafft?

Das war nicht geplant. Als ich meinen ersten Kredit für die Sanierung einer Stadtvilla in Markkleeberg in Höhe von 600 000 DM aufgenommen hatte, habe ich nachts das Kissen voll geschwitzt. Das Projekt ist gut gelaufen, ich konnte darauf aufbauen - Schritt für Schritt, organisch und mit Augenmaß. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Wann wollen Sie die 100-Millionen-Umsatz-Grenze knacken?

Das ist nicht mein Ziel. Unsere Kernkompetenz ist die Sanierung und Entwicklung denkmalgeschützter Immobilien. Das geht nicht per Massengeschäft. Deswegen steht bei uns das Objekt im Mittelpunkt, wie etwa die Revitalisierung der ehemaligen Buntgarnwerke in Leipzig, Europas größtem Industriegründerzeitensemble. Solche Projekte erfordern immer nachhaltiges Arbeiten.

25 Jahre nach dem Mauerfall ist schon viel saniert worden. Gehen Ihnen langsam die Projekte aus?

Es wird immer schwieriger. Und zwar in den Top-Lagen aller großen Städte in West und Ostdeutschland, in denen wir tätig sind. Aber das Problem liegt nicht so sehr an zu wenig geeigneten Objekten, sondern an den Auflagen, die uns inzwischen von der Politik auferlegt werden.

Wie ist das zu verstehen?

Beispiel energetische Sanierung: Wenn wir alle Auflagen erfüllen und umsetzen, können die Wohnungen später nicht zu einem Preis zwischen fünf und sechs Euro für den Quadratmeter vermietet werden. Das rentiert sich für einen Investor nicht mehr.

Spielen Sie auf die Mietpreisbremse an? Sie ist eingeführt worden, damit Wohnen für Normalverdiener bezahlbar bleibt und Mieter nicht durch Luxussanierungen in die Vorstädte verdrängt werden.

Das Instrument ist falsch. Durch die Mietpreisbremse wird in den Ballungszentren in keinster Weise die Wohnungsnot bekämpft. Im Gegenteil: Sie verschärft sie sogar, weil weniger Kapital in den privaten Wohnungssektor fließt. Zurzeit haben wir nur das Glück, dass der historisch niedrige Bauzins noch dagegen wirkt.

Was ist die Alternative?

Eine Sonderabschreibung nach Vorbild der AfA in den 90er-Jahren. Nur darf sie diesmal nicht flächendeckend eingeführt werden, sondern muss sich regional am Bedarf ausrichten, damit sie zielgenau dort Wirkung erzielt, wo Wohnraum zur Mangelware wird: in Ballungsräumen wie München, Hamburg, Berlin, aber auch in Dresden oder Potsdam. Das sind Städte, die wegen ihrer wirtschaftlichen Stärke Zuzug verzeichnen.

Was heißt das dann für Neubauten?

Sie werden an Bedeutung für die Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums gewinnen. Übrigens auch für die GRK-Gruppe. Aber für Neubauten gelten die gleichen Spielregeln wie für die Altbausanierung: Auch sie müssen sich für den Investor rechnen.