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Schwangerschaft

Das späte Mutterglück

Viele prominente Frauen machen es vor: Sie bekommen Kinder mit 40 oder gar darüber

Sandra Maischberger erwartet mit 40 ihr erstes Kind, Popstar Madonna wünscht sich mit 48 ein drittes. Ist das nicht sehr spät?

Mit 48 ist es in der Tat schon etwas spät. Aber mit Anfang 40 kann eine Frau heute ohne Weiteres noch schwanger werden. Die Fruchtbarkeit nimmt zwar mit zunehmendem Alter ab und die Risiken werden größer, dennoch sind späte Schwangerschaften nichts Ungewöhnliches mehr. Jede fünfte Schwangere ist heute älter als 35 Jahre. 1990 war es nur jede zehnte. Denn viele Frauen wollen zunächst im Beruf arbeiten und erst später eine Familie gründen. Andere lassen sich mehr Zeit, den richtigen Partner zu finden.

Wie alt sind Frauen heute, wenn sie ihr erstes Kind zur Welt bringen?

Der Altersdurchschnitt von 30 Jahren ist dramatisch gestiegen. Am stärksten macht sich das im Osten bemerkbar. Als ich 1997 Chef der Uni-Frauenklinik Rostock wurde, lag das Durchschnittsalter der Erstgebärenden dort bei knapp 24 Jahren, nur fünf Jahre später bei 27,5. 

Wann ist rein biologisch gesehen der beste Zeitpunkt?

Zwischen 22 und 28 Jahren. Dann gibt es die wenigsten Risiken.  

In der ehemaligen DDR galten Schwangere mit 28 Jahren bereits als Spätgebärende. Wo liegt diese Altersgrenze heute?

Sie ist inzwischen auf 35 Jahre angestiegen. Das ist auch das Alter, ab dem viele meiner Kollegen bei einer Erstgebärenden von einer Risikoschwangerschaft sprechen. Meiner Meinung nach beginnt eine Risikoschwangerschaft allerdings erst mit 40 Jahren.

Gilt das auch, wenn die Frau schon ein Kind hat?

Wenn zwischen zwei Geburten ein Abstand von zehn Jahren liegt, gilt die Schwangere wieder als Erstgebärende. In diesen Jahren haben sich Gebärmutter und Muttermund wieder so weit zurückgebildet, dass die Vorteile einer bereits bewältigten Geburt wieder aufgehoben sind.

Welche Risiken bestehen bei einer späten Schwangerschaft?

Die Rate der Fehlgeburten steigt. Bei einer 30-Jährigen beträgt sie acht Prozent, bei einer 40-Jährigen fast elf Prozent. Außerdem erkranken Ältere häufiger an einem Schwangerschafts-Diabetes sowie an schwangerschaftsbedingtem Bluthochdruck.

Und welche Risiken drohen dann dem Baby?

Hier kommt es öfter zu genetischen Erkrankungen. Am häufigsten tritt das Down-Syndrom auf. Die Wahrscheinlichkeit steigt mit dem Alter. Bei einer Schwangerschaft mit 25 Jahren liegt das Risiko unter 0,1 Prozent, mit 35 Jahren bei 0,3 Prozent, mit 40 Jahren steigt es auf ein Prozent und mit 48 Jahren auf neun Prozent. Das Down-Syndrom entsteht durch eine Veränderung der Chromosomen. Das liegt u.a. daran, dass auch die Eizellen der Frau altern. Außerdem war sie im Laufe der Jahre auch mehr Umweltschäden ausgesetzt.  

Kann der Arzt frühzeitig erkennen, ob das Ungeborene am Down-Syndrom leidet?

Ja, mit einer besonderen Ultraschall-Untersuchung. Dabei messen wir die Nackenfalte des ungeborenen Babys. Das geschieht zwischen der 11. und 13. Schwangerschaftswoche. In dieser Zeit sammelt sich Flüssigkeit unter der Haut im Nacken des Kindes an, weil sich Nieren und Lymphsystem erst noch ausbilden. Danach normalisiert sich die Nackendicke wieder. Die Messwerte liefern einen guten Hinweis auf Down-Syndrom und Herzfehler. Wir empfehlen diese Untersuchung allen älteren Schwangeren. 

Wann empfehlen Sie die Fruchtwasser-Untersuchung?

Die frühere Empfehlung, sie bei jeder Schwangeren über 35 durchzuführen, gilt heute nicht mehr. Entscheidend ist, welche Ergebnisse die spezielle Ultraschall-Untersuchung bringt. Bei Verdacht auf Down-Syndrom raten viele Ärzte zur Fruchtwasser-Untersuchung, weil sie noch sicherere Hinweise liefert.

Wie gefährlich ist das?

Bei einem erfahrenen Frauenarzt kommt es bei durchschnittlich jeder hundertsten Amniozentese zu einer Fehlgeburt. Man muss Vorteile und Risiken bei jeder Frau sorgfältig gegeneinander abwägen.

Muss man bei älteren Schwangeren einen Kaiserschnitt machen?

Meist ist das nicht nötig, dennoch kommt es häufig vor. Etwa jede vierte Schwangere über 35 Jahren bringt ihr Kind per Kaiserschnitt zur Welt. Normalerweise liegt die Rate bei zehn Prozent.

Wie lange kann eine Frau überhaupt schwanger werden?

Das geht sogar noch in den Wechseljahren, was allerdings selten ist. Kollegen von mir haben Frauen betreut, die mit 53 Jahren auf normalem Weg schwanger geworden sind. Pro Jahr gibt es unter den 660.000 Geburten in Deutschland 20 bis 30 solcher Fälle.