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© M. Handelmann/SUPERillu
Interview mit Schauspieler

Offen wie noch nie: So lebt und liebt Michael Gwisdek

Mit seiner neuen Frau Gabriela lebt er zurückgezogen in der Schorfheide. SUPERillu besuchte ihn dort exklusiv. Ein offenes Gespräch über Alter, Liebe – und seine Traumfrau.

Er zählt zu den größten Charakterdarstellern im deutschen Kino und Fernsehen. Für seine Darstellung des Geschäftsmanns Peschke in „Nachtgestalten“ erhielt er 1999 den Silbernen Bären. Vor zwei Jahren ließen sich Michael Gwisdek und Schauspielerin Corinna Harfouch - nachdem sie bereits seit Jahren getrennt lebten - überraschend scheiden. Der Grund war ebenso überraschend: Im (verflixten) siebten Jahr ihrer Beziehung heiratete er seine Freundin Gabriela Lehmann. SUPERillu durfte den 68-Jährigen exklusiv in seiner Waldoase in der Schorfheide besuchen. Ein offenes Gespräch über Alter, Liebe – und seine Traumfrau ...

Es ist zwölf Uhr mittags, als SUPERillu bei Michael Gwisdek klingelt. Er brummelt: „Eigentlich wollt ick ins Bett. Aber nu’ seid ihr schon mal da, also machen wir det Ding.“ Mit seiner Patchwork-Familie (Ex-Frau Corinna Harfouch, die Söhne Johannes und Robert, Frau Gaby mit Tochter Maxi) und Freunden hat er gerade seinen 68. Geburtstag gefeiert. „Im Alhambra, Prenzlauer Berg. Die haben tolles Essen, und ich musste zum Rauchen nicht in die Kälte“, erzählt er. Und raucht erst mal eine.

Wessen Idee war es, hier raus in den Wald zu ziehen?

Michael: Das war Gabys Idee, hier draußen zu wohnen, und das nicht bloß als Abenteuerspielplatz am Wochenende zu benutzen. Sie will hier mit mir leben – bis ans Lebensende, hat sie gesagt. Sie hat Hühner angeschafft, ein Gewächshaus gebaut. Da muss ick ’ne Schippe zulegen und ihr was bieten. Meine anderen Qualitäten nutzen sich ja mit der Zeit ab.

Verstehe, das Alter!

Michael: Dass wir zusammenleben, hat einen Grund. Gaby hat festgestellt: Mit diesem Mann kann ich von allen Männern am besten frühstücken.

Gaby: Beim Frühstück laufen unsere besten Gespräche.

Michael: Wir haben uns ja übers Quatschen gefunden. Als Gaby das erste Mal bei mir gefrühstückt hat, haben wir irgendwann auf die Uhr geguckt, da waren acht Stunden rum. Das war für sie ein Grund zu sagen: Scheiß auf das Alter. Der Sex kam später und funktioniert auch.

Auf der Berlinale feiert der Film „Boxhagener Platz“ Premiere. Darin verliebst du dich in eine 70-Jährige. Wäre das real möglich?

Michael: Gudrun Ritter, die meine Geliebte spielt, ist eine Traumfrau. Eine super Schauspielerin und immer gut drauf. Ich hatte noch nie so viel Spaß beim Drehen. Aber ich kann mit Leuten meines Jahrgangs prinzipiell nichts anfangen. Das ist keine Altersfrage. Das hat was mit dem Leben zu tun, das man führt. Ich führe es so wie früher, nur die Regenerationszeit ist länger. Mit einer 60-Jährigen könnte ich was anfangen, wenn sie Eminem gut fände.

Gaby sagte mir am Telefon, 2010 ist euer Jahr. Warum?

Michael: Da passiert unsere private Wende. Ich trete als Leitwolf der Familie kürzer. Gaby wird unser Leben stärker bestimmen.

Inwiefern?

Michael: Sie hat vier Drehbücher und einen Roman geschrieben. Alles ist verkauft. Damit wird sie der Ernährer, und ich füttere die Hühner.

Was hat Gaby zum Schreiben gebracht?

Michael: Sie hat in eine Schauspieler-Familie eingeheiratet. Wir erzählten von unserer Arbeit, sie hat Kaffee gekocht. Das mürbte. Sie hat dann gebildhauert, fotografiert und sogar ein Foto in der Geo veröffentlicht. Aber das war’s alles nicht. Glücklich machte sie erst das Schreiben.

Gaby: Das ist ganz klar Michas Prägung. Ohne ihn hätte ich das nicht mal probiert.

Michael: Für mich kam der schönste Moment vor anderthalb Jahren, als sie ohne Zetern ihr Manuskript weggeschmissen hat, weil ich sagte, es ist Mist.

Warum hat Gaby ihren Beruf als Requisiteurin aufgegeben?

Michael: Ich habe damals gesagt: Wenn wir zusammenleben wollen, musst du deinen Job kündigen. Ich möchte eine Frau, die intelligent ist, einen Beruf hat. Aber ich brauche rund um die Uhr einen Ansprechpartner, der weiß, wovon ich rede.

Und das hat sie akzeptiert?

Michael: Ja, aber die Welt durch die rosarote Brille zu sehen, ist eine Sache. Wichtig ist, dass die Mülleimer-Geschichten funktionieren. Wir hatten Probleme, wo ich auch vor der Frage stand: Kämpfe ich um Gaby oder mache ich jetzt Schluss? Ich wollte sie und habe gekämpft. Mit allem, was ich an Erfahrung mit Frauen habe, weiß ich: Gaby ist meine Traumfrau.

Gaby: Unsere Beziehung war zehn Jahre Schwerstarbeit. Wir haben alle Krisen durch. Danach geheiratet. Das ist das Tolle.

Was hat sich durch die Ehe geändert?

Michael: Wir sind durch die feste Bindung lockerer, offener geworden. Ich fand den Zwischenzustand immer gut, hatte aber das Gefühl, es fehlen zwei Unterschriften. Ich hätte nie gedacht, dass ich das im Leben mit einer Frau mal vermissen würde.

Gaby: Letztlich war es so: Michael war mit Corinna verheiratet, ich eben nur die Freundin. Das fühlte sich merkwürdig an.

Wie ist euer Verhältnis jetzt?

Gaby: Toll. Corinna ist für mich nicht mehr Michas ehemalige Frau, sondern meine Freundin.

Michael: Wenn die Frauenfraktion antritt, habe ich keine Chance.