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Peter-Michael Diestel in Scheidung

Trennung: Romantischer Staranwalt lässt sich scheiden

Aufgearbeitete Scheidung: Der ostdeutsche Star-Anwalt Peter-Michael Diestel und seine Frau Simone gehen getrennte Wege. Im Exklusiv-Interview mit SUPERillu spricht der 58-Jährige offen über die Trennung und sein neues Buch „Aus dem Leben eines Taugenichts?“, das Diestels spannende Zeit als letzter Innenminister der DDR beleuchtet

2000 zeigten Sie sich erstmals gemeinsam öffentlich auf der SUPERillu-Gala „Goldene Henne“. Und nun, 10 Jahre später kommt plötzlich die Trennungsnachricht. Es gibt ja Paare, bei denen sagt man – wenn auch hinter vorgehaltener Hand – es musste ja irgendwann einmal so kommen. Bei Ihnen beiden hatte man den Eindruck, das hält auf Lebenszeit. Was lief falsch?

Die Kraft für's ganze Leben hat einfach nicht gereicht. Beziehungen haben so ihre Phasen. Alles beginnt meist mit diesem romantischen „Wo Du bist, da will auch ich sein ...“ Man nennt das bildlich auch: Ein Herz auf vier Beinen. Die Betroffenen merken in dieser Phase meist selbst nicht, wie sehr sie  klammern. Dann kommt die Phase in der jeder wieder zu sich selbst, zu seinem Platz im Leben zurückfindet.

Hier zieht dann auch der Alltag in die Liebe ein – und diese kleinen und großen Alltäglichkeiten sind meist das zerstörerischste in einer Beziehung. Jetzt erst zeigt sich, wie sehr die Betroffenen für einander da sein können – als Ratgeber, Freund, Kumpel. Nun geht es um die ganz persönliche Definition von Entfernung und Nähe – jeder Mensch braucht für sich Phasen der Einsamkeit und Phasen der Gemeinsamkeit.

Wenn beide Partner dann auch noch in sogenannten Kontaktberufen arbeiten – ich als Anwalt, meine Noch-Frau als Pressefotografin, ist dies ein besonderes Spannungsfeld. Manchmal sieht man sich zum Beispiel tagelang nicht – wenn einer von beiden beispielsweise mit so einem Zustand nicht umgehen kann, ist es sehr schnell um eine Beziehung geschehen.

Sie reden von Eifersucht ...

Eine gesunde Portion ist für viele das Salz in der Suppe. Und sicher sind die Verlockungen bei Menschen, die in solchen Berufen sind wie wir, größer. Will sagen, wenn da zwischen den Betroffenen kein Vertrauen herrscht, ist eine Beziehung sehr schnell zum Teufel. Zumal einem manchmal zur Aufrechterhaltung einer Beziehung wirklich nur das Telefon bleibt.

Nicht um zu kontrollieren, sondern vielmals nur um den anderen zu sagen: Bist du noch munter, wollte mal Deine Stimme hören, schlaf gut, träum schön ... Solche Phasen können eine Beziehung inniger und reifer gestalten, sie können aber auch in Beliebigkeit und Routine verkommen. Das ist dann etwa so, als sagte jemand: Statt ich liebe Dich – draußen regnet es wieder. Wenn das geschieht, ist es meist zu spät.

Und was wars bei Ihnen?

Da kam vieles zusammen. Ich sag mal soviel: Nein, Scherben gab es nicht. Auch keine, keinen anderen. Es gibt keine Schuldzuweisungen oder Boshaftigkeiten. Irgendwann war halt das Gefühl weg und wir haben nur noch als gut organisierte Firma nach außen funktioniert. Als uns das klar war, sahen wir uns ehrlich in die Augen und mussten uns eingestehen – so geht es nicht weiter.

Da war dann einfach nur dieser Gedanke: Noch haben wir ein paar Jahre, die jeder ohne Zipperlein und rüstig für einen Neuanfang wagen kann. Also haben wir uns diese Chance gegeben.

Das klingt ja mächtig rational ...

Finde ich nicht. Das ist nur fair und ein Ausdruck von Achtung gegenüber dem anderen. Ich finde es sehr sehr peinlich, wenn ich miterlebe, wie manche Leute einen öffentlichen Rosenkrieg ausfechten und dabei ihr Gesicht verlieren. Das wird es bei uns nicht geben. Im übrigen: Ich bin ein unheilbarer Romantiker.

Und ich mag den Traum einfach nicht aufgeben, dass die schönsten Träume natürlich nicht nur im Kopf sind, sondern im Leben stattfinden. Man muss sich nur die Chance geben und Gefühl auch zulassen. Das gilt nicht nur für mich, sondern auch für meine Noch-Frau. Was hätten wir denn davon, wenn wir uns in – sagen wir mal 10 Jahren – gegenübersitzen, uns harte Worte nuschelnd böse anschauen und einer dem anderen vorwirft, dass er es ohne ihn weit besser gepackt hätte. Nein, so, wie es jetzt ist, ist es gut so.

Nun sagen Experten, dass solche Lebenskrisen in einem bestimmten Alter normal sind und man nur die Instrumente finden muss, damit vernünftig umzugehen. Trennung ist dann das allerletzte Mittel. Was sagen Sie dazu?

Manche sagen auch, dass man mal einige Monate Eheurlaub machen soll, sich dann wieder sehen und mal eine schöne Flasche Wein zusammentrinken – schon wäre alles wieder gut und vorbei. Ich halte von solchen Dingen nichts. Und wenn man nicht an solche Geheimrezepte glaubt, dann funktionieren sie um so weniger.

Da ist es dann schon ehrlicher, sich wirklich diese faire neue Chance zu einem freien und absolut selbstbestimmten Leben zu geben. Wir werden uns natürlich auch künftig, so es geht, vernünftig unterstützen. Zum Glück haben wir beide Berufe und keiner fällt in ein – ich nenne es mal – soziales Loch. 

Wohl dem, der das von sich sagen kann. Also keine Spur von Wehleidigkeit?

Männer verwechseln häufig Sensibilität mit Sentimentalität. Auch ich mache da natürlich keine Ausnahme und muss mich immer mal wieder auf den Boden der Tatsachen stellen. Natürlich träume ich von meiner Königin, für die ich den Drachen töte, die meine Alltagswunden leckt, mit mir durch die Morgenwiesen hüpft und die außerdem auch noch eine harte Reibfläche für meine Gedanken ist und und und.

Und natürlich weiß ich auch, dass es im Alter immer schwieriger wird, so einen Partner zu bekommen. Und ich bin auch voller Trauer, dass wir beide es in diesem Lebensabschnitt nicht gepackt haben. Doch ich heule nicht über die Zeit, die wir zusammen waren und nenne sie dumm „verlorene Jahre“. Nein, es waren gute Jahre und – zumindest ich – habe sehr viel dazu gelernt.

Im übrigen ist eine Beziehung ja kein Sparbuch, wo man immer große Gefühle einzahlt und gut verzinst nach einigen Jahren wieder herausbekommt. Wie schon gesagt, ich bin bekennender Romantiker und also kein Mensch der „unternehmerisch“ an eine Beziehung herangeht.

Und das sagt ein Anwalt, der auch mit Trennungen sein Geld verdient ...

Natürlich ist jeder Mensch in eigener Sache immer sein schlechtester Anwalt. Und natürlich gibt es manchen Rosenkrieg, an dem letztlich nur die Anwälte verdienen. Zum Glück ist das bei uns nicht der Fall.

Wir leben seit gut einem Jahr getrennt, haben alles noch einmal genau überdacht und uns – schon aus Achtung voreinander – entschieden, die Sache Diestel gegen Diestel nun formal juristisch zum Abschluss zu bringen. Und zwar so, dass jeder von uns gute Chancen für einen privaten Neubeginn hat.

Und wie sieht der bei Peter Michael-Diestel aus?

Stressig und erstmal voller Arbeit. Ich habe gemeinsam mit einem Freund ein Buch geschrieben. Es behandelt die Zeit, in der ich die einmalige und große Chance hatte, als letzter und einzig demokratisch gewählter Innenminister der DDR und als deren Vizepremier deutsche Geschichte zu schreiben. Dieses Abtauchen in die vergangene Zeit hat mich mehr emotionelle Anstrengung gekostet, als ich erwartete.

Nun ist das Buch fertig. Es trägt den Fragezeichentitel „Aus dem Leben eines Taugenichts?“ Mit diesem Erinnerungsbuch an jene Zeit, in der sich eine Regierung und im Grunde ja ein ganzes Land bewusst selbst abschaffte, werde ich alsbald durchs Land tingeln und hoffentlich mit vielen Menschen in den Diskurs kommen. Daneben habe ich ja mächtig mit meinen Kanzleien in Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg zu tun und ein wenig Freizeit solls ja auch noch sein.

Freizeit?

Ich bin durch und durch Büchernarr, Naturbursche, Kraftsportler und leidenschaftlicher Jäger. Das alles kann ich auf meinem Landsitz in Mecklenburg voll ausleben. Dazu liebe ich die Geselligkeit, einen guten Skat bei einem trockenen Rotwein mit guten Freunden ...

Klingt ja fast wie „Staranwalt sucht Frau“ ...

(lacht) Ach, was das betrifft, bin ich nicht in Torschlusspanik. Denn wie schon gesagt: Ich bin und bleibe Romantiker ...