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Rügen

Ein Wochenende auf der Halbinsel Jasmund

Die Kreidefelsen an der Stubbenkammer sind das Wahrzeichen Rügens. Folgen Sie unseren Reportern Michael Schoepperl und Michael Handelmann auf ihrer Tour nach Sassnitz, Lohme und zu den weiten Sandstränden von Glowe

Manchmal braucht es nur ein einziges Wort, um die Magie eines Moments, den Zauber eines Ortes zu beschreiben: daheim. Wir kennen das, jenes Ankommen im Vertrauten. Ein Lächeln, das einen aufrichtig willkommen heißt. Ein zarter Hauch von Heimat – egal, wie weit man von Zuhause weg ist.

Lohme, der Königsstuhl und die Kreidefelsen: Das ist Rügen pur

Ein solcher Ort ist Lohme. Ein paar Wanderkilometer westlich von Königsstuhl und Victoriasicht, den berühmtesten Formationen der Rügener Kreideküste. Selbst an eine Steillage geschmiegt, von der man, dem Blick über die Ostsee folgend, bald täglich opulente Sonnenuntergangs-Gemälde über Kap Arkona genießen kann. Wo sich just von hier ein schmaler Pfad samt Treppe hinabwindet in den kleinen Jachthafen, wo gerade ein paar bestens gelaunte Wasserwanderer mit ihren Seekajaks anlegen. Der Strand – steinreich. Die Küste – buchenbestanden. Die Umgebung – ein Wander-Eldorado. Der Ort – ruhig, mal verträumt, mal ein wenig verschlafen und hie und da auch ziemlich kunstsinnig. Ein Muss für jeden, der die Halbinsel Jasmund erkunden will.

Restaurant „Daheim“: Familiengeführte Restaurant-Institution in Lohme

„Daheim“ ist auch der Name eines Gasthauses mitten in Lohme. Arkonastraße 10. Das „Zuhause“ der Familie Burwitz, die seit Jahrhunderten in Lohme ansässig ist. Fischer, Wirtsleute. Seniorchef Jörg war zu DDR-Zeiten als Schiffbauingenieur in Sassnitz tätig. 1990 baute er auf altem Familiengrund – neue Perspektiven suchend – sein Restaurant und ringsum etliche Ferienwohnungen. Das Lokal „Daheim“ zu nennen, lag auf der Hand. Erst recht, als immer mehr Familien-Erinnerungsstücke die Kneipe zierten: Fotos, ein Schiffsmodell vom Großvater, die Stichbilder von der Mama. Dazu lachen die Filets vom Ostseedorsch und vom Rotbarsch, die Junior- und Küchenchef Mathias mit Liebe zubereitet, als „Haustiegel Daheim“ aus der ohnehin regional gefärbten Speisekarte.

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Ein Restaurant mit regionaler Küche, ein Gastraum voller Erinnerungsstücke, Chefs, die für ihre Gäste da sind: konsequent, dass Mathias (l.) und Jörg Burwitz ihr Lokal „Daheim“ nennen

Einkaufen in Lohme: vom Apfelkuchen bis zur Zahnbürste

Ein paar Meter entfernt sind es Heike und Uwe, die dem Touristen eine weitere äußerst angenehme Dosis „Heimat“ vermitteln. Seit 2013 betreiben sie den „Dorfladen“. Der zuvor verwaist war, was sie jeden Tag aus ihrem gegenüberliegenden Wohnhaus schmerzlich mit ansehen mussten. „Also haben wir zugegriffen, einer musste es einfach machen“, sagt Uwe. Hunderte kleine und große Dinge gibt's hier. Vom Apfelkuchen bis zur vergessenen Zahnbürste. Vom Werkzeug für das mitgebrachte Wohnmobil (hinterm Laden gibt es 30 Stellplätze), übern Rotkäppchen-Sekt bis zu den in der Hochsaison über tausend Brötchen, die Uwe ab 5 Uhr morgens für die dann in 3er-Reihen anstehenden Gäste backt (geöffnet täglich von 7.30 Uhr bis 18 Uhr).

Lohme. Das ist die gelungene Balance aus kruschigem Dorfladen und eleganten Restaurants wie dem „Am Meer“. Das sind urige Typen wie Fischräucherer Dirk oder kunstsinnige Visionäre wie Uwe Piontkowski, der neben seinen Galerien in Sassnitz am Ortsrand von Lohme seinen heimischen Garten zum Atelier und zu einer Art „Open-Air-Galerie“ umfunktioniert hat. Allerlei Skulpturen und Torsi, meist aus Strandgut oder Abrissholz, entstehen hier und zieren seinen sehenswerten „Kunsthof Salsitz“.

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Hier essen Sie gut: Bei Martin Schneidereit fügen sich Kunst und Kochen zur Einheit. Der Inhaber und Chefkoch vom „Am Meer“ in Lohme besticht mit gehobener Küche, die das Portemonnaie aber gut verkraftet. Der Traumblick von der Terrasse ist eh unbezahlbar. Zum Hafen 7, Tel.: 038302/88 73 60, www.restaurant-ammeer.de

Jasmund Wanderungen und Radtouren von Lohme aus

Der Ort ist Ausgangspunkt für zahlreiche Radtouren oder Wanderungen. Auf dem Westuferweg etwa kommt einem allerlei schön Gewachsenes vors Auge – vom Riesenschachtelhalm bis zu seltenen Orchideen. Ein Abzweig führt ins romantische Nardevitz, wo reetgedeckte Häuser inmitten blühender Gärten staunen machen. Ein anderer führt südöstlich nach Schloss Ranzow, wo sich mit Blick auf die Ostsee golfen lässt.

Wanderung zum Königsstuhl

Die beliebteste Strecke allerdings führt östlich zur Stubbenkammer und zum Königsstuhl. 90 Minuten braucht's bestimmt, bis man etwa über den oberen Uferweg am Nationalpark-Zentrum angekommen ist. Nicht unwahrscheinlich, dass Sie dort dann Karsten Klaene in die Hände laufen. Ein „Ranger“ mit Leidenschaft und ebenso viel Ortskenntnis. Einer, der auch regelmäßig und äußerst launig die einstündige Tour entlang der Stubbenkammer vom 118 Meter über dem Meer thronenden Königsstuhl bis zur gleichfalls imposanten Victoriasicht anführt (tägl. 13.30 Uhr). Der viel zu erzählen weiß über den Teil des Nationalparks Jasmund, der mit seinen alten Buchenbeständen UNESCO-Welterbe ist.

Der seine Gäste mühelos durch Millionen Jahre Entstehungsgeschichte jener berühmten Kreideformationen lotst. Und der natürlich auch zeigt, wo Caspar David Friedrich seine weltberühmten Ansichten der Region malte (Infos, Touren u. a. via www.nationalpark-jasmund.de).

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Ein Kenner der Wald-, Wasser- und Kreidewelten im Nationalpark Jasmund: „Ranger“ Karsten Klaene führt regelmäßig Besuchergruppen
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Surfer-Gruppe am Strand von Glowe

Glowe und der schönste Strand Rügens

Wer nach all dem Wandern Lust auf Strand- und Badevergnügen hat, fährt am besten nach Glowe. Wo sich mit der „Schaabe“ (acht Kilometer) einer der schönsten Strände Rügens befindet. An der zwei Kilometer langen Strandpromenade findet sich alles, was das Urlauberherz begehrt: Eisdielen, Cafés, ambitionierte Galerien wie der „Kunstraum Wasserwerk“. Ferienwohnungen und Traditionshotels wie die „Ostseeperle“. 3500 Gästebetten bei 1200 Einwohnern - da ist klar, wofür Glowe steht.

Wen es zum „Banana-Ausritt“ auf die See zieht, oder wer surfen oder segeln (lernen) will, der dockt bei der „Rügener Segel- und Surfschule“ von René Marzahl am Strandzugang 6 an. Wer es tiefenentspannt braucht, findet sein ruhiges Plätzchen beispielsweise gleich nebenan, bei „Strandkorb-Dieter“. Eben jener Dieter Thomas ist einer, der mit Leib und Seele für den Ort steht. Ist er doch u. a. auch Gründervater der „Glowe Trotter“. Eines pfiffigen Klubs von „Heimattreuen“ und zahlreichen sonstigen Fans aus nah und fern (www.glowe-trotter.de).

Glowe. Ein Ort, der immer gute Laune hat - und ganz besonders, wenn im Sommer zum Hafen- (Juni), Promenaden- (Juli) und schließlich zum Sanddornfest (August) gerufen wird. Und einer, der auch Zukunft denkt: Nachdem nun Jachthafen, Promenade und Kurpark auf Vordermann gebracht wurden, meint man, dass es Zeit für einen stabilen Ortskern wäre. "Boddenmarkt" heißt das Projekt, für das die neue Mitte Glowes in naher Zukunft mit Shoppingmeile, Restaurants und Wohnungen vermessen werden soll.

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Leuchtturm im Hafen Sassnitz

Sassnitz: Prachtvolle Bäderarchitektur mit berühmter Seebrücke

„Der“ Dreh- und Angelpunkt auf Jasmund ist allerdings Sassnitz. Nördlichste Stadt Rügens. Mit großer Hafen- und Schifffahrtshistorie. An die großen Zeiten um 1860, als Sassnitz „Modebad“ der Adeligen und Schönen war, erinnern vor allem die prächtigen Villen im Stil der Bäderarchitektur in der Altstadt. Mit Kopfsteinpflaster, in engen Gassen. Und mittenmang: Galerien und nette Cafés.

Rustikaler geht es rund um die Hafenmolen zu. Alteingesessene Fischer legen dort mit ihren Booten an. In jede freie Lücke drückt sich ein Fischbrötchenkutter und natürlich die stattliche Zahl der Ausflugsschiffe, die von hier u. a. die klassische Route entlang der Kreideküste im Angebot haben.

Gleich nebenan haben wir uns mit vier der insgesamt 23 Mitglieder des „Shanty Chor Sassnitz“ getroffen. Für einen Fototermin, der ungeplant zu einer Kostprobe ihres musikalischen Könnens ausuferte. 30 Konzerte geben sie pro Jahr. Angela Merkel sei, heißt es, ein Fan der rührigen Sangestruppe. Seemännische Traditionalisten sind sie, die stolz auf ihr Zuhause sind. Und „Heimatboten“. Wie die beiden, die Ihnen heute diese kleine Geschichte aus Rügen erzählt haben.

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Horst am Akkordeon gibt den Takt vor, der Rest stimmt mit ein. Vier der 23 Männer des Shanty Chor Sassnitz lassen den Hafen erklingen

„Hotel Nordwind"

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Übernachten Halbinsel Jasmund: Hotel Nordwind in Lohme

Hier schlafen Sie gut: Familiengeführt. Urgemütlich. Mit Terrassen-Restaurant und Wellness. Das „Hotel Nordwind“ von Familie Möller ist rundum eine gute Urlaubsadresse. Arkonastr. 1, Lohme, Tel.: 038302/9246, www.hotel-nordwind.de