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Ostdeutsche Legende

Vera Schneidenbach: „Habe Fidel Castro im Kegeln besiegt”

Vera Schneidenbach: Ihre Karriere

Kaviar in Berlin-Hohenschönhausen

Die Karriere der gebürtigen Mecklenburgerin – Vera Schneidenbach wurde am 22. August 1941 in Warnemünde geboren – ist eine Aneinanderreihung von Superlativen: Unzählige Tourneen führten die Sängerin durch 32 Länder auf vier Kontinenten, sie bereiste binnen vier Wochen den Suez– und den Panamakanal, legte eine Million Kilometer in der Luft und an Land sowie 30000 Seemeilen zurück.

Sie galt als musikalischer Exportartikel Nr. 1 der DDR und unterhielt nach der Wende ihr Publikum auch auf Kreuzfahrtschiffen. Sie empfängt SUPERillu in ihrem Haus in Berlin-Hohenschönhausen und tischt auf: Sekt, Kaviar, französisches Gebäck.

Reisen durch die ganze Welt

Die außergewöhnliche Karriere der Sängerin haben Vera Schneidenbach und ihr Mann, der Verkehrsplaner Dr. Axel Rackow, dokumentiert: In über 25 Fotoalben finden sich Artikel und Tausende Fotos, einige davon hingen damals in Spinden. Denn sie war in den 60er-Jahren das, was Marilyn Monroe für die Amerikaner war. Wieso sie die DDR im Ausland vertreten durfte? „Die Künstleragentur und die Gastspieldirektion hatten mich geschickt.“

© privat
Reporterin Katja Malich (l.) besuchte Sängerin Vera Schneidenbach

Fidel Castro und Jassir Arafat

Manchmal ging es über Umwege ins Ausland. „Ich durfte nicht direkt von Berlin nach Havanna fliegen, sondern über Moskau. Da habe ich mir Lenin im Mausoleum angeschaut. In Havanna angekommen, begrüßte mich ein Kubaner auf Sächsisch. Da habe ich geguckt! Er hatte in Leipzig studiert… Fidel Castro habe ich erst später kennengelernt. Ich habe ihn beim Kegeln besiegt, im Schloss Schönhausen. Er im Tarnanzug, ich im langen Rock mit Folklorebluse.“

Auch den Palästinenserführer Jassir Arafat hat sie kennengelernt, „er legte ein Foto von mir an seine Brust, sagte, er würde es hüten wie eine Blume!“ Wo es ihr am besten gefallen habe? „Kann ich gar nicht sagen, so unterschiedlich war es. Vietnam war für mich eindrucksvoll, über mir dröhnten die Bomber.“

Vera Schneidenbach: Ihr Leben in der DDR

An der Dresdner Hochschule für Flugzeugbau

Wenn sie zurückblickt, würde die Sängerin, die in der Sowjetunion 12 Millionen Platten verkaufte, alles wieder so machen. „Ich bedauere höchstens die einmalige Abfindung von ein paar Hundert Rubeln! Die Gagen im Westen wären natürlich andere gewesen…“ In der DDR erschien erst 1987 ihre erste Langspielplatte („Meine Welt ist die Musik“).

Die Nachfahrin eines russischen Großfürsten und der Tochter des sächsischen Gesandten in St. Petersburg war technische Zeichnerin, bevor sie die Dresdner Hochschule für Flugzeugbau besuchte.

Im Altmarktkeller wurde Vera Schneidenbach entdeckt

Ihre Freizeit verbrachte sie mit Segelfliegen über den Elbwiesen und Singen im Altmarktkeller. Über Nacht wurde sie als Sängerin engagiert, schloss später in Berlin ihr Studium der Unterhaltungsmusik ab. Ihr Repertoire als Solistin: Schlager, Evergreens und Musicalmelodien. „Ich sang im Ausland in jeder Landessprache einen Titel. Sogar in der Mongolei. Das kam gut an!“

Vera Schneidenbach heute

2018 feierte sie ihr 55. Bühnenjubiläum, kürzlich den 40. Hochzeitstag. Kennengelernt hatten sie sich an einer Tankstelle. Ein halbes Jahr später das Jawort. Von vielen wurde Dr. Axel Rackow beneidet, doch die Sängerin sagt: „Für mich gibt es keinen Besseren!“ 

Steckbrief Vera Schneidenbach

  • Geboren am 22.8.1941 in Warnemünde.
  • Lebt mit Ehemann Dr. Axel Rackow in Berlin-Hohenschönhausen
  • Karriere: Studium der Unterhaltungskunst bis 1967, Übernahme ins Fernsehensemble, 100 Rundfunk- und Fernsehproduktionen, Konzerte
  • Musik: Zehn Alben, darunter „Meine Welt ist die Musik“, 1987