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© N. Kuzmanic | SUPERillu
Hansi Hinterseer

„Ich bin noch lange nicht fertig“

Besuch bei Hansi: SUPERillu traf den Star in seiner Tiroler Heimat. Gespräch über ein aufregendes Leben und eine einzigartige Karriere

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Die Seidlalm: Hansi Hinterseer in seinem Heimatort Kitzbühel - hier wuchs er auf

Hansi, Weltklasse-Skifahrer, Moderator, Schauspieler, mehr als vier Millionen verkaufte Platten – erklär in ein, zwei Sätzen das Phänomen „Hansi Hinterseer“ ...

Das kann ich nicht. Ehrlich, ich weiß es wirklich nicht. Irgendwie muss ich was an mir haben, das die Leute mögen. Das war schon zu meiner Zeit als Skifahrer so ...

Okay. Also sind es dein Aussehen und dein Sonnyboy-Image!

Ja, wenn das allein es wäre, dann wär’s ja einfach. Du gehst raus auf die Bühne, lächelst, strahlst ein bisschen, und alles läuft. Das kann’s ja nicht sein. Und vor allem nicht über so eine lange Zeit. Ich stehe ja schon 14 Jahre auf der Bühne.

Ist es glaubwürdiger, wenn jemand, der von schönen Bergen singt, auch tatsächlich dort aufgewachsen ist und lebt?

Ja, sicher. Das könnte mit ein Grund sein, warum die Leute mich akzeptieren. Ich hab von Anfang an gesagt: Schaut’s her, da bin ich, ein Kind der Berge. Ich stehe hinter der Musik, die ich mache, und ich singe gerne für euch. Das ist die öffentliche Seite von Hansi Hinterseer. Die andere, das ist meine Familie (Frau Romana und die Töchter Jessica und Laura, d. Red.). Lasst die bitte aus dem Spiel. Ich hab das immer ganz deutlich gemacht: bis hier und nicht weiter. Und das hat bei meinen Fans funktioniert. Bei den meisten zumindest ...

Leidet deine Familie unter deiner Popularität?

Ja, es ist nicht immer einfach, aber man arrangiert sich. Aber schau, wir wohnen in Kitzbühel. Hier im Ort ist es doch völlig normal, dass Tag und Nacht Prominenz durchmarschiert. Insofern bin ich hier nicht die große Nummer, auf die sich alle sofort stürzen ...

Das sah eben, als wir durch den Ort liefen, aber anders aus ...

Ja, das waren Fans, die ein Foto oder ein Autogramm wollten. Das ist doch völlig normal und auch völlig in Ordnung.

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Vor seiner Volksschule in Kitzbühel: Hier besuchte Hansi Hinterseer die erste bis vierte Klasse

Zurück zur Ausgangsfrage: Bringt deine Popularität Probleme?

Natürlich steht auch die Familie durch mich in der Öffentlichkeit. Wir werden immer wieder auch mit unschönen Situationen konfrontiert. Aber wir haben gelernt, damit umzugehen. Wir versuchen, den Rummel, so gut es geht, von unseren Töchtern fernzuhalten.

Du stehst fast wöchentlich mit Ehekrisen oder neuen Geliebten in den bunten Blättern ...

Das steht heute drin, und morgen ist es wieder vergessen. Trotzdem hab ich da meine Probleme mit. Wer mich kennt, der weiß zwar, wie ich bin, aber viele Menschen glauben doch, was da so geschrieben wird.

Wie reagieren deine Töchter oder deine Frau, wenn sie mal wieder lesen müssen, dass du Romana angeblich betrügst?

Die Zeitungen brauchen halt jeden Tag ’ne Schlagzeile. Meine Frau weiß das auch. Aber wir können uns auch nicht alles gefallen lassen. Abgesehen davon, hab ich mit ihr den Rückhalt, den ich brauche. Sie vertraut mir, sie macht mich stark. Ansonsten würde das doch alles nicht laufen: meine Reisen, die vielen Auftritte, der ganze Rummel.

Die Süddeutsche Zeitung schreibt über dich: „Er ist der Seelsorger von Millionen Spitzendeckchen-Häklerinnen und singender Regent einer Welt, in der immer die Sonne lacht“. Wie gehst du mit so einer oder ähnlicher Häme um?

In eurem Metier ist es doch wie in jedem andren: Es gibt Gute und Schlechte. Dieser ganze Unsinn berührt mich nicht. Aber ich muss jetzt mal was zu diesem Heile-Welt-Klischee sagen. Das wird immer wieder hervorgekramt. Natürlich gibt es keine heile Welt. Aber soll ich deshalb von Mord und Totschlag singen? Ich mache mit meiner Musik den Menschen eine kleine Freude, singe von schönen Dingen, mit eingängigen Melodien. Was soll daran falsch sein?! Wenn ich von schönen Bergen singe - guck dich doch um - die sind schön! Im Gegenteil zu vielen sogenannten Kritikern weiß ich, wovon ich rede ... Aber - die, die so was schreiben, das sind dann die Ersten, die auf’m Oktoberfest oder im Skiurlaub auf den Tischen stehen und „Oans, zwoa, gsuffa“ brüllen ...

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Idol: SUPERillu spazierte mit Hansi Hinterseer durch Kitzbühel. Und musste das Interview immer wieder unterbrechen, weil Hansi von Fans für ein Foto oder Autogramm angesprochen wurde. Der Tiroler erfüllte jeden Wunsch geduldig: „Meinen Fans hab ich so viel zu verdanken, dann kann ich auch was zurückgeben“

Du wirkst immer so ruhig, so ausgeglichen. Kannst du auch mal richtig ausrasten?

Ja, ich kann auch schon richtig bissig werden. Aber das ist meist schnell vorbei ...

Ist Hansi Hinterseer ein Glückskind?

Was heißt denn hier Glückskind? Mir ist nichts in den Schoß gefallen, ich habe mir das alles hart erarbeitet. Da steckt viel Fleiß und Disziplin dahinter! Das merken die Leute - und honorieren es auch.

Hast du Angst vor dem Tag, an dem die Karriere vorbei ist?

Nein, ich weiß ja, dass er irgendwann kommen wird. Aber viel wichtiger ist noch, dass ich nie vergessen habe, wo ich hergekommen bin. Schau, ich bin hier im Ort aufgewachsen, auf der Seidlalm da oben. Ohne Strom, ohne fließendes Wasser. Ich komme aus ganz einfachen Verhältnissen, und ich bin, behaupte ich mal, ein ziemlich normaler Typ geblieben. Hier im Ort bin ich für alle der Hansi, das war immer so, und das bleibt immer so.

Der einfache Hansi, der ein Superstar und gut im Geschäft ist. Wie wichtig ist dir Geld?

Wenn du keins hast, ist’s auch nicht gut ...

Du hast Kitzbühel nie verlassen, obwohl du heute an jedem Ort der Welt leben könntest ...

Warum sollte ich? Die Welt hab ich als Skiprofi bereist. Ich bin hier glücklich. Das ist meine Heimat. Die Berge, die gute Luft, die ganze Lebensqualität - fantastisch!

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Hausberg: Hansi vor der Hahnenkamm-Bergbahn. Auf dem Berg findet unter anderem das berühmte Hahnenkamm-Abfahrtsrennen (Streif) statt

Wie beurteilst du eigentlich die aktuelle Diskussion um den sogenannten Volksmusik-Skandal beim ZDF?

Na ja, das Wort Skandal will ich jetzt nicht in den Mund nehmen. Aber dennoch finde ich, dass das falsch ist, was da passiert. Wer bitte kümmert sich denn um die Unterhaltung? Doch nur wir Schlager-und Volksmusiksänger! Der Fernsehzuschauer von heute ist doch tendenziell älter, und der mag genau diese Art von Musik. Dass ein Zwanzigjähriger keine Volksmusik-Sendungen am Samstagabend im Fernsehen anschaut, ist doch völlig normal. Ich war in dem Alter auch lieber abends unterwegs und hab nicht in die Glotze geguckt ...

Jeder Sportler tritt irgendwann mal zurück. Wann tritt der Volksmusiker Hansi Hinterseer von der Bühne ab?

Dann, wenn die Jüngeren nachgerückt sind und wenn mich die Leute nicht mehr sehen wollen. Insofern entscheiden das andere. Für mich stellt sich die Frage nicht: Ich hab noch viel vor!

Hansi, du warst als Profi-Skifahrer Weltspitze (u.a. zweimal Weltmeister, die Red.). Kann der Showstar Hinterseer vom Sportprofi Hinterseer profitieren?

Ja, sicher. Disziplin und Kondition sind ganz wichtig, wenn du auf Tournee gehst zum Beispiel. Von daher kann ich da schon auf ein paar Dinge aus meiner Profizeit zurückgreifen.

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Oma und Opa: Hansi als Achtjähriger auf der Seidl-Alm mit seinen Großeltern Franz und Moidi, bei denen er aufwuchs

Wie viele Tage im Jahr bist du unterwegs?

Eigentlich nicht mehr als 100. Das reicht auch. Ich brauche die Zeit mit meiner Familie. Ich könnte nie, wie andere Kollegen, wochen- oder monatelang durchs Land touren, ohne zwischendrin nach Hause zu fahren. Meist bin ich zwei, drei Tage unterwegs, dann geht’s wieder heim.

Vor Kurzem war wieder dein Fantreffen hier in Kitzbühel. Wie schafft man es, 10000 Menschen zum Wandern zu mobilisieren?

Die Leut’ kommen ja nicht nur zum Wandern. Die kommen zu meinem Open Air, die besuchen uns’re schöne Stadt hier. Viele reisen schon Tage oder Wochen vorher an! Und irgendwann hab ich mir gesagt: Für diese Leute musst du was tun, sie unterhalten. Die kommen von weit her, geben viel Geld aus - da sollen sie auch was geboten kriegen und Spaß haben ...

Das Ganze gipfelt dann in einem großen Einmarsch in die Stadt ...

Richtig. Das sind schon tolle Momente. Auch für die Einheimischen. Die Trachtengruppen, die Kapellen - ein riesiges Volksfest. Und für mich kommen Erinnerungen an meine Ski-Zeit auf. 1973 sind wir auch hier einmarschiert - ich auf den Schultern meiner Skilehrer nach dem Gewinn des Weltcups.

Drei Jahre später haben dich die Fans dann ausgebuht ...

Ich bin bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck ’76 mit einer Schulterverletzung ausgeschieden. Natürlich waren die Erwartungen damals sehr hoch: Olympiade im eigenen Land. Aber als Sportler musst du lernen, auch mit Niederlagen fertig zu werden und umzugehen. Die gehören dazu. Im Sport wie im wahren Leben.

Es gibt viele Anekdoten, wie aus dem Skifahrer der Sänger wurde. Erzähl, wie’s wirklich war.

Plattenproduzent Jack White, der ja hier schon lange in Kitzbühel lebt, hat seinen Geburtstag gefeiert. Ich war auch mit meinen Kitzbüheler Musikantenfreunden da, wir haben ihm ein Ständchen gespielt. Die Fete war vorbei, ich schon zu Hause, da hab ich mir gedacht: Gehst halt noch mal rauf und spielst dem Jack was auf der Ziehharmonika. Das war morgens um fünf!

Und daraufhin gab er dir einen Plattenvertrag?

So in etwa. Drei Tage später war Jack bei uns zum Abendessen, da sagte er mir, dass er gerne eine Platte mit mir machen wollte. Ich hatte ihn wohl beeindruckt ...

Wie war deine Reaktion?

Ich war völlig überrascht. Ich hab doch Musik nur als Hobby betrieben. Aber meine Frau hat dann gesagt: Warum nicht, was hast du zu verlieren? Ich hab mir gedacht: Okay, der Franz Beckenbauer, der Toni Sailer, der Karl Schranz haben alle eine Platte gemacht - dann machst halt auch eine ... Und dann fing sich das Radl auf einmal an zu drehen ...

Aus der einen Platte sind mehr als vier Millionen verkaufter CDs geworden. Hat Hansi Hinterseer in seinem Leben alles richtig gemacht?

Nein, sicher nicht. Ich hab auch einige Dinge falsch gemacht, aber im Großen und Ganzen ist’s bis jetzt ganz gut gelaufen. Aber das ist ja nicht allein mein Verdienst. Es gibt so viele Leute, die mit mir gemeinsam arbeiten. Auch die haben ihren Anteil am Erfolg.

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Interview: Hansi Hinterseer und SUPERillu-Vize Stefan Kobus im Kitzbüheler Traditionslokal „Zur Tenne“

Du gehst 2008 auf große Tournee, besuchst auch viele Städte im Osten. Erinnerst du dich noch an deinen ersten Auftritt in Ostdeutschland?

Ja, ganz genau. Das war 1995 in Cottbus. Es war furchtbares Wetter, alles dunkel und grau, und die Luft roch nach Braunkohle. Und bei uns zu Hause war strahlender Sonnenschein und Pulverschnee. Das war damals eine harte Prüfung ... Aber im Ernst: Die Menschen im Osten haben mich sofort ganz herzlich aufgenommen. Das war schon ein tolles Gefühl für mich. Auch als ich das erste Mal in Dresden war, war ich sehr beeindruckt.

Inwiefern?

Die Stadt hatte gerade begonnen, die Frauenkirche wiederaufzubauen. Überall lagen die Steine auf dem Boden, die Helfer sortierten und numerierten alles. Das werd’ ich nie vergessen. Und heute steht die Kirche wieder in der ganzen Pracht da. Das ist schon der Wahnsinn.

Was tust du, wenn eine deiner Töchter Schlagersängerin werden möchte?

Nichts. Wenn Jessica oder Laura das möchten, dann sollen sie es ausprobieren. Aber ich glaube nicht, dass sie das machen werden.

Du wirkst immer so jugendlich und vital. Liegt’s an der gesunden Bergluft oder hast du ein spezielles „Fitness-Rezept“?

Ich mache auch heute noch viel Sport: Radfahren, Tennis, Joggen, Golfen. Ich bewege mich regelmäßig, das steckt halt so in dir drin, wenn du vom Leistungssport kommst. Aus Alkohol mache ich mir nicht viel, mal ein Bier oder einen Wein - mehr nicht.

Singen, schauspielern, moderieren - woran hängt dein Herz am meisten?

Ganz klar an der Musik. Das ist meine große Leidenschaft.

Gibt’s eigentlich noch einen großen Traum, den du dir verwirklichen willst?

Ehrlich gesagt - nein. Ich bin zufrieden mit dem, was ich im Leben erreicht habe.

Du kannst dir also nicht vorstellen, von heute auf morgen alles hinzuschmeißen und irgendwas ganz Neues zu machen?

Warum sollte ich etwas, das so erfolgreich läuft, aufgeben? Diese Frage stellt sich mir nicht. Zudem - ich habe viel Spaß an dem, was ich tue. Und kann damit auch vielen Menschen eine kleine Freude machen. Was will ich denn mehr?