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Ex-Ministerpräsidentin von Thüringen

Was macht eigentlich Christine Lieberknecht?

Von 2009 bis 2014 leitete sie als Ministerpräsidentin die Geschicke Thüringens. Sie war die erste CDU-Politikerin aus Ostdeutschland, die Regierungschefin wurde

Diese Frau leidet nicht unter der bei Politikern oft verbreiteten Krankheit „Machtverlust“. Christine Lieberknecht sitzt in ihrem wunderschön gepflegten Blumengarten vor ihrem Haus in Ramsla nahe Weimar und genießt: das Leben, die Enkel, die freundlichen Gesten ihres Mannes Martin, der als Pfarrer im Unruhestand noch immer zwischen den Ortschaften um Ramsla herum in den Kirchgemeinden unterwegs ist. Und sie genießt ihre Arbeit, das Nachdenken über Gott, Thüringen und die Welt. „Ich hätte ja gern noch sehr viel mehr Zeit daheim“, sagt die 59 Jahre alte Theologin, die seit 1991 Abgeordnete im Thüringer Landtag ist und zwischen 2009 und 2014 Ministerpräsidentin im Freistaat war. Damit war sie übrigens nach Heide Simonis aus Schleswig-Holstein bundesweit die zweite Frau und zudem die erste CDU-Politikerin, die Ministerpräsidentin eines Bundeslands wurde.

Doch mit der Freizeit ist das bei Christine Lieberknecht so eine Sache. Sie zählt unprätentiös auf, wo sie überall mitmischt: „Ich bin stellvertretende Bundesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU, Vorsitzende des Kuratoriums Deutsche Einheit, Vorstandsmitglied im Verein zur Förderung der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler, Mitglied im Kuratorium der EKD und im Kuratorium der Internationalen Martin Luther Stiftung, bin im Kuratorium des evangelikalen Vereins ProChrist und Präsidentin des Thüringer Landesverbands der Deutschen Gebirgs- und Wandervereine.“ Und das mit Leidenschaft.

Zum Beleg dafür zieht sie auch gleich ihr Handy aus der Tasche und präsentiert eine App, auf der alle ihre Touren durchs Thüringer Land nach Laufstrecke und Kalorienverbrauch dokumentiert sind. „Hier, gucken Sie mal. Ich kann die jeweilige Tour dann auch gleich meinen Freunden empfehlen“, freut sie sich über ihr Technikspielzeug und zeigt dann noch Handy-Fotos. Zum Beispiel den wunderbaren Regenbogen, der unlängst das Feld hinter ihrem Haus überspannte. Doch solche Mußestunden sind rar. Ihr Terminkalender hält täglich neue „Schularbeiten“ für sie bereit. Auch am Wochenende. So ist hier beispielsweise für Samstag, den 10. Juni, notiert: „Morgenwanderung mit MP Ramelow anl. des Thüringentages in Apolda, ab acht Uhr.“ Und am Samstag, dem 17. Juni, steht: „Ganztägig, Geisa, Verleihung Point-Alpha-Preis.“ „Darauf freue ich mich. Den bekommt dieses Jahr Wolf Biermann, ein aufrechter Mensch, den ich seit meiner Jugendzeit verehre.“

Aber wann schläft diese Frau eigentlich? Denn zwischendurch bleibt der studierten Theologin auch immer noch Zeit für ihre Studien: „Philipp Melanchthon, dieser große Lehrer Deutschlands, nennt Bildung lateinisch ,eruditio‘. Das heißt zu Deutsch: Entrohung. Bildung soll die Menschen durch Wissen, die Befähigung zum Dialog und zum sozialen Verhalten aus dem Zustand der Roheit herausführen. Das ist heute so aktuell wie einst. Es geht schließlich darum, die Gesellschaft vor der Verrohung zu bewahren.“ Die Frau, die das sagt, ist keine Politikerin, die zu einer politisch gedrechselten Redehochform aufläuft. Diese Christine Lieberknecht ist Mutter und Großmutter, die ungebrochen die Welt ein ganz klein wenig schöner machen will – nicht zuletzt auch für ihre zwei Kinder und die fünf Enkel…

Steckbrief

Christine Lieberknecht (geborene Determann), wurde am 7. Mai 1958 in Weimar geboren. Die studierte Theologin (CDU) war bis 1990 Pastorin. Seit 1991 ist sie durchgehend Abgeordnete im Thüringer Landtag. Von Oktober 2009 bis Dezember 2014 war sie Ministerpräsidentin im Freistaat. Foto: Als Schirmherrin beim 4. Deutschen Königinnentag 2010 in Witzenhausen