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Dingslebener

Die größte Privatbrauerei der DDR

Dingslebener-Chef Ulrich Metzler im Interview über seine Privatbrauerei im Sozialismus und in der Marktwirtschaft

Mit Bier- und Limonadenspezialitäten haben sich die Thüringer neu positioniert. Jetzt haben sie das Ausland im Visier

Herr Metzler, heute schon ein Bier getrunken?

Noch nicht. Vier Uhr nachmittags ist mir noch ein bisschen zu früh. Nach Feierabend gönne ich mir aber jeden Tag mein Bier. Mal ein Diät- und mal ein Edel-Pils. Als Brauer wäre alles andere merkwürdig. Doch wir stellen auch hervorragende Limonaden her – und die schmecken eisgekühlt besonders gut an einem heißen Sommertag. Dafür ist unsere Marke Osta über die Landesgrenzen Thüringens hinaus längst bekannt.

Sie bezeichnen sich als Brauer, werben aber gleichzeitig für Limonaden. Wie verstehen Sie sich nun, als Brauer oder Brauseproduzent?

Beides. Die Limonaden ergänzen unser Sortiment. Aber Dingslebener lebt Tradition in Thüringen. Mein Großvater August Metzler hat 1895 sein erstes Bier gebraut. Seitdem sind wir eine Privatbrauerei. Mein Sohn, meine Tochter und auch mein Enkel sind im Geschäft tätig. Dingslebener wird also nun schon in der fünften Generation gebraut.

Haben Sie den Betrieb nach der Wende wieder gegründet?

Wir waren in den 50er-Jahren ein Mischbetrieb – eine Schlachterei mit einem Laden, die Landwirtschaft und eine Brauerei. Die Landwirtschaft wurde in eine LPG überführt, der Ladenbetrieb abgeschafft und die Brauerei 1958 in die Handwerksrolle Hildburghausen eingetragen. Damals habe ich als 20-Jähriger einen handwerklichen Brauereibetrieb als Ein-Mann-Unternehmen aus der Taufe gehoben. 1990 waren wir dann mit zehn Beschäftigten die größte Privatbrauerei der DDR.

Wie sieht es heute aus? Dingslebener hat sich ja zu einer bekannten Bierspezialitäten-Brauerei gemausert.

Wir sind eine kleine Brauerei geblieben. Inzwischen zählt unser Betrieb 22 Mitarbeiter. Pro Jahr stoßen wir 20000 Hektoliter Bier aus und stellen 20000 Hektoliter Osta-Limonaden her. Das ist eine Größenordnung, mit der wir zufrieden sind.

 

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Brauerei-Chef Ulrich Metzler im Gespräch mit SUPERillu-Wirtschaftsressortleiter Thilo Boss

Zufrieden? Ihre Sanddornlimonaden und Ihr Sanddornbier sind in den Seebädern an der Ostsee ein Renner. Das klingt doch nach wesentlich mehr.

Wir wollen uns nicht mit den Großen der Branche messen. Wir sind klein, aber fein. Damit sind wir über Generationen hinweg gut gefahren. Mehr noch: Das ist unser Wettbewerbsvorteil gegenüber den großen Brauereien und Getränkekonzernen.

Wie meinen Sie das?

Wir können flexibel und schnell auf Kundenwünsche eingehen. Über unsere Sanddorngetränke haben wir ja bereits gesprochen. Sie sind in Deutschland einmalig und auch deshalb so erfolgreich. Sanddorn passt zur Ostsee. Und seit dem vergangenen Jahr stellen wir zudem für Karls Hof eine eigene Sanddorn- und Erdbeerbrause her. Dazu kommen unsere bekannten Verkaufsschlager wie die Osta-Cola oder unser eigenes Mineralwasser. Insgesamt brauen wir 19 Bier- und Biermixgetränke und bieten 16 verschiedene Mineralwassersorten und Limonaden an.

Was verkauft sich besser, die Limonaden oder die Biere?

Im ersten Halbjahr 2017 ist der Bierabsatz der Brauereien in Deutschland um 2,1 Prozent auf 46,8 Millionen Hektoliter gesunken. Das ist keine Ausnahme gewesen, sondern schreibt nur eine Entwicklung fort: 1971 haben die Deutschen pro Kopf und Jahr 145,9 Liter Bier getrunken, im vergangenen Jahr waren es nur noch 104,1 Liter. Dingslebener kann sich diesem Trend nicht entziehen. Das heißt, dass auch für uns die Limonadenherstellung wichtiger wird.

Es sei denn, Dingslebener verdrängt andere Marken oder liefert ins Ausland.

Tun wir längst. Russland ist beispielsweise für uns ein wichtiger Absatzmarkt. Das freut mich besonders, weil schon Wladimir Putin nachweislich in seiner Zeit in Deutschland Dingslebener Bier genossen hat. Das ist auf einem Foto festgehalten. Ich bin davon überzeugt, dass unser Auslandsgeschäft wachsen wird. In fünf Jahren wollen wir 20 Prozent des Absatzes damit erwirtschaften.

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