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Bärbel Bohley

Krebs-Schock!

So mutig und unerschrocken, wie sie damals für Bürgerrechte in der DDR kämpfte, stemmt sich die „Mutter der Revolution“ von 1989 jetzt auch gegen die schwere Krankheit. Gibt es noch Hoffnung? Wie sie kämpft und leidet

Seit Anfang Mai kennt sie die Diagnose. Nur einigen ihrer engsten Freunde sagte sie Bescheid. Und bat sie, es nicht weiterzuerzählen. Sie wollte darum kein großes Aufhebens machen und möglichst normal weiterleben. Die Boulevard-Zeitung „Berliner Kurier“ brach in der vergangenen Woche das Schweigen. Das war ihr eigentlich gar nicht recht.

Ihr mutiger Kampf

Es ist Lungenkrebs. Wahrscheinlich ist das Rauchen schuld. Schon als junge Studentin an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee war sie Kettenraucherin. „Ich bin dem Schicksal aber nicht böse“, meint sie. „Ich würde natürlich gerne 90 werden. Aber was ich bisher alles erlebt habe, reicht eigentlich auch schon für zehn Leben.“ Tapfer und unerschrocken kämpft Bärbel Bohley gegen die, Krankheit. Ihre positive Einstellung hilft ihr dabei.

In einer Berliner Klinik bekommt sie Chemotherapie. Die Zeit zwischen den Therapien verbringt sie damit, zu schreiben. Und trotz ihrer Erkrankung den Sommer in Berlin zu genießen. Ihr Haus am Meer, das sie sich mit ihrem Ehemann Dragan Lukic 1999 in einem kroatischen Fischerort ausbaute, muss so lange warten. Dragan ist ihr ein großer Beistand.

Ebenso ihre beste Freundin Katja Havemann, die Witwe des berühmten DDR-Regimegegners Robert Havemann (1910–1982). Als junge Frau hatte Bärbel Bohley Havemann in den 70er-Jahren kennengelernt. Und beschlossen, genauso mutig wie er Widerstand gegen das SED-Regime zu leisten.

Ihr hartes DDR-Leben

Dafür ging Bärbel Bohley auch ins Gefängnis. 1983 und noch einmal 1988 wurde sie inhaftiert, weil sie mit ihren Oppositionsgruppen „Frauen für den Frieden“ und „Initiative Frieden und Menschenrechte“ unerschrocken für Abrüstung, Frieden und vor allem freie Meinungsäußerung und Bürgerrechte eintrat. Als Sprachrohr der Unzufriedenen in der DDR und Mitgründerin des „Neuen Forum“ wurde sie 1989 zur „Mutter der Revolution“.

1990 setzte sie sich für die Öffnung der Stasi-Akten ein. So konnte auch sie schwarz auf weiß nachlesen, wie die DDR sie als Staatsfeindin verfolgte: Dass Dutzende Spitzel über sie berichteten. Dass in ihrer Wohnung Mikrofone steckten. Und Stasi-Leute von gegenüber Überwachungsfotos schossen.

Der Grabenkampf gegen die „Genossen“ war auch nach 1989 nicht zu Ende. Mitte der 90er-Jahre überzog sie ihr ehemaliger Anwalt Gregor Gysi mit Prozessen, weil sie Spitzel-Vorwürfe gegen ihn erhob. Die Gerichte gaben Gysi damals recht. „Wir wollten Gerechtigkeit und bekamen den Rechtsstaat“, meinte sie in diesen Jahren frustriert.

Ihre neue Mission

In Bosnien-Herzegowina fand sie 1996 eine neue Aufgabe, die ihr mehr Freude bereitete. Zunächst für die Internationale Friedensbehörde OHR. Später mit ihrer eigenen Hilfsorganisation Seestern e.V. Seitdem hilft sie Tausenden von Familien, die im Krieg ihr Haus und ihre Heimat verloren haben. Bis heute.

Noch vor ein paar Monaten war sie im Einsatz, um eine Wasserversorgung für Flüchtlingsfamilien zu bauen. Die Arbeit, anderen zu helfen, gibt ihr viel Kraft. Ebenso wie ihr Mann Dragan, den sie dort kennenlernte und mit dem sie seit 1999 verheiratet ist. Diese Kraft kann sie jetzt brauchen. Ihr Mann, der jetzt an ihrer Seite steht, bangt mit ihr.

Zu SUPERillu sagt er: „Ich weiß, dass meine Bärbel stark genug ist, um auch diesen Kampf zu gewinnen. Ich glaube an sie, und weiß, dass sie es schaffen wird. Wir bitten darum, dass man uns in Ruhe lässt. Denn das ist das, was meine Bärbel jetzt braucht. Ich weiß, dass meine Frau sich bald wieder um ihren herrlichen Garten in Kroatien und um unseren Hund Celo kümmern wird.“